Austra in der Halle 02

12.6.2015: Ein Hoch auf die Klimaanlage in der elektronischen Oper

Der Samstag war schon ein verdammt schwitziger Tag, der eher dazu einlud kurz in den Pool zu springen oder auf irgendeinem Gartenfest ein kühles „Helles“ zu genießen. Nichtsdestotrotz hat sich die Halle 02 trotz schleppendem Vorverkauf immer mehr gefüllt. Schließlich konnte man sich auch hier bei guter Musik und dem exklusiven Bierchen abkühlen. An Exklusivität wurde das Getränkeangebot aber noch vom Support-Act La Petite Rouge getoppt. Ihr Sound, der eine Mischung aus den poppigen Chvrches und dem experimentellen James Blake ist, war an Überraschungsmomenten kaum zu überbieten. Da haute die schüchterne Künstlerin aus Karlsruhe doch einfach mal kurzerhand einen akustischen Track raus. Außerdem ließ sie es sich nehmen, den Klassiker „Lollipop“ völlig neu zu interpretieren. Diese Wagnisse fruchteten und so schaffte sie es, dass bereits lange vor Austra die ersten Booties leicht geshaked werden. Eine süßere Einstmmung hätte man sich nicht wünschen können.

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Pünktlich um 10 betraten dann die vier Protagonisten aus Kanada die Bühne. Mysteriös traten die Mitglieder von Austra hintereinander die Bühnen und wurden beim Aufblinken der Schweinwerfer wie große Stars empfangen. „Painful Like“ waren die ersten Beats, die den Zuschauern am gestrigen Tag auf die Ohren gehämmert worden sind. Wie an einem kühlen Herbsttag wurde gleich mit dem Tanzen losgelegt und der verschwitzte Look war vergessen. So führe die Frontfrau Katie Stelmanis das Publikum gekonnt von Track zu Track und versprühte dabei eine schon fast unverschämte Professionalität. Dazwischen haute sie immer mal wieder so Floskeln raus wie „Heidelberg is the most beautiful city on earth“, was der Musik aber keinen Abbruch tat.

Denn es fällt einem tatsächlich schwer den verträumt zwingenden Beats des Quartetts nicht komplett zu verfallen. So geschah es auch mit dem gestrigen Publikum, das seine Scheu mehr und mehr verlor und immer ausgelassener auf Songs wie „Hurt Me Now“ oder „Home“ tanzte. Zwischen den bereits bekannten Songs aus Olympia und Feel It Break streute die Band immer mal wieder neue Songs mit ein, die sich nahtlos in das Repertoire der Band einfügten. Natürlich sticht auch hier wieder die unfassbar klare Stimme von Stelmanis Stimme heraus, die einen Konzertabend schon mal schnell zu einer modernen Interpretierung einer Oper werden lässt. Nur die Operngläser konnte man beim kuschlig warmen Publikum in der halle02 getrost zuhause lassen.  Beim Knaller „Lose It“ rasteten eben genau diese Zuschauer dann das erste mal so richtig aus und klatschten gleich vom ersten Ton an mit, beschränkten sich dann aber doch wieder schnell auf das Tanzen. Man musste ja schließlich noch ein paar Körner für das Feuerwerk von „Beat And The Pulse“ einsparen. Ein Song, welcher nämlich schon das Wort Beat im Namen hat, darf gar nicht lahm daherkommen. Dementsprechend ausgelassen wurde dann hier getanzt und war sicherlich der Höhepunkt des gestrigen Abends.

Nach einer knappen Stunde durfte sich Band aus Kanada dann aber fürs Erste eine kurze Pause gönnen. Das rituelle von der Bühne treten und dann auf das Klatschen der Meute zu warten, wurde von Austra charmant gekürzt, sodass es bereits nach wenigen Minuten weiterging. Weitere vier Zugaben wurden gespielt bis die Band dann offenbar endgültig von der Bühne verschwand. So schreibt es doch der inoffizielle Verhaltenskodex auf Konzerten vor, oder? Aber weit gefehlt! Austra haben es sich nehmen lassen und bedankten sich mit einem letzten Song beim aufmerksamen Publikum. Ein Zeichen dafür, dass man auch noch solch eingespielte Bands wie Austra aus ihrem Konzert-Alltagstrott herausgelockt bekommen. So dürfen zukünftige Opernabende in der Regel öfter enden!

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