Große Designerlabels verstehen es schon lange, ihre Mode in aufwendigen Video-Produktionen zu inszenieren. Mittlerweile ziehen viele Fast-Fashion Unternehmen nach. Reserved zeigt mit der aktuellen Herbst/Winter Kampagne, dass sich auch Kleidung von der Stange hochwertig in Szene setzen lässt.
„Buongiorno Italia. Sono le nove e un minuto.“, begrüßt der Nachrichtensprecher aus dem Schwarz-Weiß-Fernseher. Die Farben des Films erinnern an ein altes Ölgemälde. Kendall Jenner bewegt sich in einer prachtvollen italienischen Barockvilla, dabei trägt sie Bustier und Pumps zu einem Lederrock. Sie betrachtet sich im Spiegel, versteckt ihre Haare unter einem Haarnetz und posiert anschließend mit verschiedenen Perücken, die an Hollywood Diven vergangener Tage erinnern. Shirley Bassey singt dazu »(Where Do I Begin?) Lovestory« aus den 1970ern und unterstreicht damit die retrospektive Atmosphäre.
»A woman has many faces (and looks) as she goes through her life.«, beschreibt das polnische Unternehmen die Kampagne. Das Topmodel verkörpert in dem Video mehrere Charaktere und Frauenbilder, dabei beweist sie schauspielerisches Talent. Neben der verführerischen Dame, tritt sie auch als tanzendes Mädchen auf, flirtet mit der Kamera und durchquert als jugendliche Rebellin eine historische italienische Stadt. Am Ende findet sich Kendall Jenner als Meerjungfrau in einem Aquarium wieder. Mehr Verwandlung geht nicht.
Als Testimonial für Reserved dürfte auch das Modeunternehmen von ihrem beruflichen Erfolg und ihrer großen Reichweite profitieren. 116 Millionen Follower auf Instagram, etliche Laufstegauftritte und Werbekampagnen, zuletzt führte die 23-Jährige die Liste der »Highest-Paid Models«, die das Forbes Magazin veröffentlicht.
Der Regisseur Gordon von Steiner arbeitete unter anderem schon mit der amerikanischen Vogue, als auch mit Labels, wie Hermès und Prada zusammen. Dadurch ist er mit dem Anspruch, die Luxuslabels an Video Produktionen stellen, vertraut. Die Kampagne für Reserved steht denen der Designermarken aber in nichts nach. Er schafft es, die Mode zum Teil eines inspirierenden Gesamtkunstwerks werden zu lassen, das sich von kommerziellen Perspektiven abgrenzt. Der zweiminütige Werbeclip bekommt durch die Erzählweise des Regisseurs den Charakter eines Kurzfilms, dadurch scheint der Marketing-Gedanke in den Hintergrund zu rücken.