„So banal wie das Leben“ – Fazerdaze im Interview

Amelia Murray hat gerade ihr wunderbares Album „Morningside“ veröffentlicht und befindet sich derzeit auf Promotour durch Europa. Wir haben der Neuseeländerin vor dem eigentlichen Releasedate ihres  Debüts ein paar Fragen gestellt und uns kurz mit ihr über das erste „Fazerdaze“ Album überhaupt unterhalten.

 
Amelia, dein Album ist fertiggestellt und man kann sich bereits ein paar deiner Songs anhören. Wie fühlt sich das an, jetzt darauf warten zu müssen, bis das wirkliche Debütalbum veröffentlicht wird?

Ich genieße diese Zeit der Ruhe, bevor der Tourstress dann anfängt. Ich bin auch nicht wirklich unruhig deswegen, weil ich gar keinen Einfluss darauf habe, wie das Album schließlich aufgenommen werden wird. Lieber bleibe ich beschäftigt und arbeite für mich an neuen Songs.

Gibt es bestimmte generelle Wünsche oder Hoffnungen, die man gegenüber der Veröffentlichung eines Debütalbums hegt?

Nein, ich habe da keinerlei Erwartungen, aber es würde mich freuen, wenn die Leute damit in irgendeiner Art etwas verbinden können.

Um bei deinem Album zu bleiben: Es wird bei Grönland Records, die auch hinter Künstlern wie Boy oder William Fitzsimmons stehen, erscheinen. Wie kam es dazu, dass du als Neuseeländerin in Kontakt mit einem deutschen Label gekommen bist?

Mein Booker, der für das UK zuständig ist, hat ihnen mein Album geschickt und sie fanden es super, so sind wir in Kontakt geraten. Im Plattenladen, in dem ich arbeite, verkaufe ich ein paar ihrer Platten, also kannte ich Grönland auch schon vorher. Ich bin immer noch echt erstaunt, dass sie jemanden wie mich, die vom anderen Ende der Weltkugel kommt, bei sich dabei haben wollten.

Das Album, das du jetzt bei ihnen veröffentlichst, heißt „Morningside“. Kannst du uns deinen Titel ein wenig näher beschreiben?

So heißt die Vorstadt von Auckland, in der ich wohne. Als ich hierher gezogen bin, hatte ich wirklich gespürt, dass ich jetzt bereit dazu bin, die Arbeit am Album endgültig abzuschließen. Außerdem gefällt mir die Bildlichkeit, die dieser Titel trägt, ausgesprochen gut.

Woher kommt diese Kombination aus ruhiger Verträumtheit und weicher Melancholie, die den Songs auf dem Album innewohnt? Anders gesagt, wie entwirft man denn diese Atmosphäre aus Momenten der Leichtigkeit, die sofort mit Momenten des Haderns und der Nachdenklichkeit konfrontiert werden?

Schön, dass du diese Untertöne des Zögerns, des Struggelns und der Nachdenklichkeit in diesem ganzen verträumten Vibe erkennst! Manchmal glaube ich, dass die sehr schnell übersehen werden. Ich bin sehr sensibel und ich denke, das drückt sich ganz natürlich in meinem Songwriting aus. Außerdem versuche ich meistens sicher zu gehen, dass die Songs nicht zu eindimensional werden, dass es immer eine gewisse Form von Hin und Her gibt.

Songs wie „Little Uneasy“ oder „Lucky Girl“ wurden bereits öfters soundtechnisch in Zusammenhang mit frühem Shoegaze Stuff aus den 90ern à la My Bloody Valentine oder Pale Saints gebracht. Kommt das hin und was waren sonst wichtige Einflüsse für „Morningside“?

Ja, das habe ich schon öfters gehört und habe mir, nachdem die Leute meine Musik damit verglichen haben, die Bands im Nachhinein angehört. Als ich das Album aufgenommen habe, waren aber viel mehr Bands wie Car Seat Headrest oder die Musik von Frankie Cosmos wichtig für mich, also Künstler, die auch damit angefangen haben, ihre Musik im eigenen Schlafzimmer aufzunehmen. Der Einfluss auf den eigentlichen Klang ist auch gar nicht wirklich relevant, es ging für mich viel mehr um die künstlerische Herangehensweise, die sie verkörpern, die mich auch wirklich inspiriert und beeinflusst hat.

 In deinem Video zu „Little Uneasy“ skatest du durch Hobsonville, eine ruhige Wohngegend in Auckland. Was hat dich dazu bewegt ein Video zu drehen, in dem nur du im One Take zu sehen bist, wie du durch die Straßen fährst?

Weil es mein erstes Video war, wollte ich auf keinen Fall etwas zu aufwendiges oder stressiges machen, eben etwas, was sehr schlicht und einfach herzustellen ist und ich mag vor allem die Normalität, die hier zu sehen ist. Ich meine, ich trage meine eigenen Klamotten und meine Freunde fahren auf einem Wagen vor mir und filmen mich. Was mir gefällt ist, dass weder der Anfang noch das Ende dieser Fahrt zu sehen sind, man ist quasi kurz Teil dieser Reise des Mädchens, das da durch die Gegend fährt und erhält damit einen knappen Einblick in ihre Wahrnehmung. Ich schätze, diesen blitzartigen Moment von so etwas wie Erkenntnis, der umgehend wieder vorbei sein kann, wollte ich einfangen. Ich wollte diese einfache Person sein, die dir auf der Straße begegnet und die du unter normalen Umständen nicht wahrnehmen würdest. Es passiert so gar nichts spezielles und das gefällt mir, dass es so banal wie das Leben an sich sein kann, aussieht.

Zum Abschluss: Kannst du uns, die wir uns ein wenig für Musik interessieren, ein paar Kiwi Bands zeigen, die man hier drüben noch nicht kennt?

Oh, da gibt es soo viele! Ich würde euch aber auf jeden Fall empfehlen, mal ein bisschen in Gareth Thomas, Tom Lark, Madeira, Merk, Kane Strang oder Girlboss reinzuhören!

 

 

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