Am zweiten Augustwochenende fand im beschaulichen Storkow nahe Berlin zum vierten Mal das alínæ lumr statt. Knapp einen Monat später blicken wir gemeinsam mit Booker und Mitorganisator Johann Schwarz auf das Festivalwochenende zurück.
Konzerte, Workshops und Rungänge: Drei Tage lang verwandelte sich das brandenburgische Örtchen Storkow vor knapp einem Monat zu einer kleinen Oase für Musikliebende. Nicht nur für die Besucher ein guter Zeitpunkt, um das Wochenende Revue passieren zu lassen. Ist alles nach Plan verlaufen? Welches Konzert war das Schönste? Im Interview gibt uns Booker und Mitorganisator Johann Schwarz einen persönlichen Rückblick. Er erzählt uns nicht nur, warum sein Vater auf der Bühne stand, sondern auch warum die Kirche besondere Erinnerungen in ihm weckt.
Zuallerst: Wer steckt eigentlich hinter dem Alinae Lumr und sorgt dafür das am Festivalwochenende alles rund läuft?
Hinter dem Festival steckt ein Verein, der nicht nur das Festival in Storkow organisiert, sondern sich mit anderen Projekten auch sonst um die Belebung der Innenstadt in Storkow kümmert. Während des Festivalwochenendes gibt es ein Team von cirka zehn Personen, die den ganzen Ablauf und die etwa 100 Helfenden koordinieren.
Wie liefen die finalen Vorbereitungen ab?
Es wird immer schwieriger, Leute vom Ehrenamt zu überzeugen und vor allem den Leuten zu verdeutlichen, dass das gesamte Festival eine Nullsummenrechnung ist. Wir mussten in diesem Jahr erstmals eine Minijob-Stelle schaffen, weil es einfach zu viele Aufgaben gibt, die ehrenamtlich nicht zu bewältigen sind bzw. es zu wenig Leute gibt, die sich diesen Wahnsinn antuen wollen. Insofern ist es am Wochenende dann immer wieder unglaublich, dass alles so reibungslos und großartig abläuft.
Seid ihr zufrieden mit dem Alinae Lumr 2018?
Es scheint seit dem ersten Festival im Jahr 2015 immer die Sonne. Etwas Schöneres kann es für eine Open-Air-Veranstaltung nicht geben.
Wie viele Gäste kamen denn in diesem Jahr zu eurem kleinen Festival? Ist die Tendenz seit der ersten Ausgabe steigend?
Die Tendenz war steigend. In diesem Jahr hatten wir mit dem Artlake, dem Bucht der Träumer, dem Popkultur, dem People-Festival und dem Dockville-Festival fünf Konkurrenzveranstaltungen am selben Wochenende. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn wir die Zahlen aus dem letzten Jahr übertroffen hätten.
Welche Erfahrungen habt ihr in diesem Jahr sammeln können? Ist die Organisation der vierten Ausgabe immernoch so spannend wie die erste oder seid ihr mittlerweile alte Hasen im Festivalalltag?
Wir stehen zwar jedes Jahr vor denselben Herausforderungen, das heißt aber nicht, dass es unspannend wird. Für das Booking ändert sich z.B. jedes Jahr erneut Programm (auch wenn AG Form vermutlich bis in alle Ewigkeit einen Vertrag mit uns haben), das Marketing muss sich auch wieder um neue Kooperationen kümmern. Darin liegt aber auch der Reiz.
Wie lief die Organisation hinter den Kulissen am vergangenen Wochenende ab? Lief alles glatt oder ist auch etwas in die Hose gegangen?
Wir haben unwissend ein Zimmer für den Hund einer Künstlerin gebucht. Das sorgte allerdings auch für ein paar Lacher.
Hattet ihr Zeit mit dem ein oder anderen Künstler zu plauschen? Was ist dir aus den letzten Jahren im Gedächtnis geblieben?
Es ist manchmal sehr ärgerlich, wenn du das ganze Jahr mit den Bands und Agenturen schreibst und dann bleibt auf dem Festival nur Zeit für ein kurzes Hallo. Hin und wieder können wir uns jedoch die Zeit nehmen und im Backstage etwas Ruhe finden. Mit der Ruhe klappt es dort allerdings nicht immer. Mermonte hatten bisher immer Spaß bei uns, wenn sie gespielt haben. Sie benötigten das eine Mal vor dem Konzert noch ein Bügeleisen, dass ich mir dann kurzfristig von meiner kleinen Schwester geliehen habe, die damals noch in Storkow wohnte. Das Bügeleisen ist mittlerweile irgendwie in Frankreich.
Welches Konzert hat dir besonders gut gefallen?
Alle Konzerte, die ich sehen konnte, waren großartig. Am besten gefiel mir allerdings die Band meines Vaters – Gnadenlos. Die Band war so aufgeregt vor dem Konzert, dass sie fast nicht gespielt hätten. Danke, Papa.
Wovon hast du nach diesem Wochenende einen Ohrwurm?
Ich fahre vor dem Festival oft mit den Bands auf den Ohren rum, die wir gerade bestätigt haben. Insofern wird mich jeder Song an das Festival erinnern.
Was war der schönste Festivalmoment auf dem Alinae Lumr 2018?
Slowdive – letztes Konzert am Samstag, Sternenhimmel. Viel laute Musik, viel Kitsch. Das war toll.
Wo ist dein Lieblingsort in Storkow? Wo warst du dieses Jahr besonders gern?
Ich bin gern in der Kirche. Sie erinnert mich an die Weihnachtsabende, die ich dort mit meinen Schwestern verbracht habe und an denen wir jedes Lied schräg und schrill mitgesungen haben.
Wichtigstes Festival-Accessoire am vergangenen Wochenende?
Das Fahrrad!
Was gibt es nun nach dem Festival für euch alle zu erledigen?
Die Auswertung für das Festival ist noch nicht beendet. Wir treffen uns alle Ende September in Storkow und werden darüber sprechen, was die Vergangenheit brachte und die Zukunft bringt.
Wie bekämpft ihr euren Postfestivalblues?
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Mit dem Vorverkaufsbeginn für 2019.
Wann geht die Organisation fürs kommende Jahr los? Gibt es Dinge, die ihr gerne in Angriff nehmen möchtet oder zu denen euch an diesem Wochenende Ideen kamen?
Der VVK hat schon begonnen. Wir lassen den VVK jetzt aber mal VVK sein und versuchen, etwas Abstand zum Festival zu gewinnen, sodass wir konstruktiv an neuen Ideen arbeiten können. Die Stadt hat so viel Potential, dass es sicherlich auch in Zukunft nicht langweilig wird, dieses Festival zu gestalten. Wir hatten schon in diesem Jahr geplant, das Festival am Donnerstag mit einem Kinofilm beginnen zu lassen. Das wurde auf 2019 verschoben.
So sah es aus als AG Form auf dem alínæ lumr 2016 aufgetreten sind: