Neben ähnlich großen Festivals, die sich oft ein Landstreicher-lastiges Line-up teilen, sticht das Maifeld Derby heraus. Nicht nur, weil es hier die beste Wein- und Bierauswahl gibt. Sondern vor allem, weil man merkt, dass Veranstalter Timo Kumpf das Line-up in unermüdlicher Kleinarbeit kuratiert hat und dabei nicht bereit ist, Abstriche zu machen. Hier stehen Acts auf der Bühne, die nicht durch Klicks bei Spotify überzeugen, sondern live.
Sevdaliza weht der Ventilator ganz dramatisch die langen Haare nach hinten, während ihre Lasershow das Palastzelt in grünes Eurodance-Licht taucht. Die iranisch-niederländische Künstlerin mischt persische Einflüsse mit Elektronik, Trip-Hop und Grime zu etwas, was sich keinem Stil zuordnen lässt, vor allem nicht live.
Das US-amerikanische Trio Death Grips wirkt vom hinteren Bereich des Palastzeltes wie Teil des Bühnenbilds. Die orangene LED-Wand ist so dominant, dass die Band davor schwarz flimmert. Die ersten Reihen sind derweil so frenetisch textsicher, dass jemand neben mir fassungslos versucht mit Shazam herauszufinden, was zur Hölle hier vor sich geht – ohne Erfolg. Und Phoenix zeigt, dass man auch als Indie-Band der 00er Jahre eine beeindruckende, teils erfrischend trashige Bühnen- und Lichtshow bieten kann, die einfach Spaß macht.
Dabei ist das Festival nicht nur Genre-technisch divers, sondern legt sich seit Jahren ins Zeug, geschlechtergerecht zu buchen – sogar bis in die Headliner-Spalte hinein. So ist Bat For Lashes nach 10 Jahren erstmals wieder in Deutschland zu sehen mit einer intensiven Performance die nicht nur durch ihr aufwendiges Outfit an Björk erinnert.
Bei all den unterschiedlichen, mühsam zusammengesuchten musikalischen Facetten, kommt das Festival ansonsten ohne Tüdelkram aus. Die Glitzer-Dichte ist überschaubar, Blumenkronen im Haar sieht man kaum. So als hätten sich alle drauf geeinigt, dass das hier nicht notwendig ist. Dafür gibt es dank der Tribüne immer genug Schatten, Sitzplätze zum ausruhen und eben das worauf es ankommt: ein überragend gutes Line-up.
Alle Fotos vom Maifeld Derby 2023 von Fotograf Till Petersen gibt’s hier: