Prêt à écouter 7: She Keeps Bees

Jessica Larrabee reißt alle vom Hocker.

Ein Schritt in den Saal des Karlstorbahnhofs warf Rätsel auf. Was zur Hölle machen Stühle und Tische aus dem schwedischen Möbelhaus auf einem Rockkonzert? Richtig, man lässt sich von Jessica Larrabees Stimme vom Hocker reißen oder sitzt halt staunend da. Recht früh betraten die an dem Abend von einem Duo zu einem Trio gewordenen Musiker die Bühne und legten somit den Grundstein für einen außergewöhnlichen Abend. Larrabee wurde mit ihrem langen Cardigan zu einer Art Schamanin, die das Publikum mit ihrer ausdrucksvollen Stimme und den schleifenden und doch bestimmten Gitarrenriffs in einen Bann zog.

Vorgetragen wurden Songs aus ihrem aktuellen Studioalbum Eight Houses mit dem sie vor allem die Musikkritiker endgültig überzeugen konnten, aber auch ältere Songs, die die Herzen älterer Fans haben höher schlagen lassen. Dabei war man sich als Gast zu jeder Zeit bewusst, dass Larrabee das Geschehen gekonnt mit ihren Vocals kontrollierte. Ihre Stimme wurde perfekt geleitet von ihren eigenen Gitarrenriffs, dem für sie etwas skurril wirkenden Keyboard, oder ihren Bandkollegen. Zwischen den jeweilig manchmal fast virtuos vorgetragenen Nummern war die Leadsängerin sich auch nicht zu schade den ein oder anderen Joke mit dem Publikum zu machen. Man fiel also durch die manchmal melancholisch wirkenden Folk-Blues-Songs nie komplett in ein Loch, sondern wurde immer wieder durch den tollen Humor der Sängerin aufgefangen. Auch wenn dieser Humor eigentlich im Gegensatz zu der ernst wirkenden Musik von der Band aus Brooklyn stehen müsste, hatte man als Zuschauer nicht den Eindruck, dass das Konzept auf der Bühne eine Disharmonie ausstrahle. Denn gerade die Mischung zwischen ernster Musik, gar völliger Hingebung zu jedem einzelnen Gitarrenriff oder jeder gesungenen Strophe und dem illustren Gesprächen mit dem Publikum, machte den Abend so einzigartig.

She Keeps Bees beweisen, dass Musik auch in der heutigen Zeit noch eine Herzensangelegenheit sein kann. Dies kam scheinbar so gut an, dass jeder Song vom Publikum frenetisch gefeiert wurde und sich Jessica Larrabee fast wie ein verlegene Newcomer dafür bedankte. Die Routine einer Band, die bereits sechs Alben veröffentlicht hat, schien nicht durch. Das Set wirkte frisch, dynamisch, spontan und ehrlich. Ehrlichkeit steht der Band als große Tugend zu, welches in manchen Momenten halt auch Trauer zu lässt. Wenn Larrabee davon spricht, dass die Musikerkollegen vermisst, kauft man ihr es tatsächlich ab. Auch wenn man sitze musste, fühlte man sich an jenem Abend also jede Sekunde lang gut aufgehoben und hatte die Erkenntnis, dass man doch den richtigen Schritt in den Karlstorbahnhof gewagt hat, da man einen Abend mit der Musik und der Stimme einer außergewöhnlichen Frau genossen hat.

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Meinungen aus dem Publikum:

Alix: Das Konzert war mega geil! Ich würde die Frontfrau am liebsten heiraten.

Carmen: Ich fand es sehr schön. Fand die Sache mit den Stühlen etwas seltsam und weiß nicht, aber fand es persönlich bisschen schade. Das Konzert war toll, hab die Tickets gewonnen, bin aber jetzt Fan!

Andi: Ich fand es sehr gut, ein sehr dynamisches Konzert. Gut war, dass es auch mal leise sein kann und nicht dauernd auf die Mütze gab und damit Raum für Klänge gelassen hat. Raum für die wunderbare Stimme der Sängerin, die mich an eine weibliche Form von Eddie Vedder erinnert hat.


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