Dockville: Tag 3

Regen folgt auf Sonne, folgt auf gute Musik.

Nach einer durchzechten Nacht und einem dritten Tag, fällt es einem trotz Euphorie auf die kommenden Acts, immer besonders schwer, die müden Knochen aus dem Zelt zu bekommen. Die erste Band des Tages, wollte man sich trotzdem nicht entgehen lassen. So machte man sich also auf und staunte nicht schlecht über das noch sehr leere Festivalgelände. Begibt man sich aber auf Ursachenforschung, wird schnell klar, dass doch am Tag davor die Wahnsinnigen von Die Antwoord dem Dockville den Rest gegeben haben und es deswegen umso schwerer für die Lokalband KLUBS sein wird, das Publikum zu begeistern.

Diese selbst waren aber realistisch genug, um diese kleine Hürde mit Humor zu nehmen und einfach ihr Ding durchzuziehen. So zogen die an Black Keys und an manchen Stellen an Wolfmother erinnernde Jungs ihr Set konsequent durch und schafften es, dass doch nicht wenige Menschen der Hauptbühne näherten. Zwar geschah dies noch teilweise im Zombie-Modus, was der Tanzbarkeit und dem Groove des Sounds von KLUBS aber keinen Abbruch tat. Mit ihren coolen Lederjacken-Songs ließen die Nordlichter sich zu keiner Sekunde anmerken, dass sie keine der großen Bands im Geschäft sind und erhoben mit ihrem Auftritt durchaus den Anspruch in den kommenden Jahren noch öfter an der Tür des Dockville anklopfen zu dürfen.

Danach gönnte man sich ein vorletztes Mal ein leckeres Dampfschwein, welches am dritten Festivaltag schon fast dem Handbrot Konkurrenz machen konnte. Mit vollem Magen ging’s dann weiter zu Oracles, welche einem die Verdauung auf psychedelische Art und Weise verschönerte. Die langen instrumentalen Passagen waren zwar für manchen schwere Kost, Langeweile kam aber nie auf, da die Oracles geborene, minimalistische Entertainer sind und dazu noch Geschenke in Form von LP’s verteilte. Nur das Auffangen viel einem mit vollem Magen natürlich ersichtlich schwer. Aufregen konnte man sich darüber aber kaum, da man wusste, dass an dem Tag mit Mac DeMarco, Wolf Alice, Wild Beasts und Glass Animals noch viele weitere Highlights auf einen warteten.

Schade war’s aber, dass die Veranstalter des MS Dockville einen vor die Wahl stellten und man sich zwischen dem guten Mac DeMarco und den charmanten Wolf Alice entscheiden musste. Hier fiel die Wahl leider gegen den Kanadier, obwohl dieser, wie man es aus der Ferne mitkriegen konnte ein Feuerwerk von einem Konzert ablieferte. Mit seiner umgänglichen und vor allem ehrlichen Art hat er sich an dem Nachmittag wahrscheinlich in die Herzen vieler weiblicher aber auch männlicher Herzen geträllert. Selbiges gilt aber auch für Wolf Alice, denen man die Professionalität einer großen Band ansah. Charakteristisch für die Band ist ja das gekonnte balancieren zwischen verschiedenen Genres und so zeigten sie auch im Maschinenraum mehrere Gesichter. Mal wild und wütend, mal verständnisvoll und immer sehr charismatisch.

© Harry Horstmann
© Harry Horstmann

Nach dem Konzert stand schon wieder eine Entscheidung bevor. (Ist ja fast schlimmer, als bei diesen schrecklichen Datingshows) Trotzdem fiel die Wahl glücklicherweise auf Glass Animals und nicht auf OK KID, die mit ihrem hip-hop angehauchten Sound sogar den highesten und hüftsteifesten Bestauner zum Tanzen gebracht haben. Sympathisch war auch, dass die Jungs aus Großbritannien die Feinschliffe ihres Soundchecks einfach mal kurzerhand selbst in die Hand nahmen und nichts dem Zufall überlassen wollten. Euphorisch ausgedrückt, könnte man sagen, dass Glass Animals die gut gelaunte und funky Cousins von Alt-J sind. Lange konnte man sich aber nicht mit dem Gedanken beschäftigen, denn große Regenwolken drückten diese Gedanken recht zügig aus den Köpfen. Klitschnass saß man also auf den überraschend sauberen Rängen des Vorschot und staunte nicht schlecht, wie Hayden Thorpe von Wild Beasts mal in einem Bariton, mal in einem Falsett singt. Spätestens nach dem ersten Refrain wurde dann auch klar, warum diese Typen auf der biertrinkenden Insel so gut ankommt.

Gut ankommen? Warte, da gibt’s doch diesen einen Typen, den die ganzen Hipster so feiern? Alligatoah? Nein, natürlich ist von Chet Faker die Rede. Der Australier wurde seinem Hype trotz strömenden Regenfällen auch gerecht und ließ spätestens mit „No Diggity“ die Sonne bei vielen Frauenherzen aufgehen. Unverständlich ist jedoch, das das Dockville diesen begnadeten Musiker im Maschinenraum auftreten ließ, was zwar zu einer kuschligen Wärme führte, leider aber auch zu Platzmangel. Wer gedacht hat, dass sich dies beim darauffolgenden Auftritt von Flume, welche überragend war, ändert und alle zu Hamburgs Liebling Samy Deluxe laufen würden, irrte gewaltig. Schade eigentlich, dass das ansonsten außerordentlich gut organisierte Ausgabe des MS Dockille, diesen kleine Schönheitsfehler mit sich rumtragen muss. Abschließend ließ in den tiefen des Festivalgeländes zwar noch Dream Koala seine tanzbaren Melodien aus, wovon viele jedoch nichts mehr mitbekommen haben, da hamburg’sche Wetter nach einem Wochenende doch an einem zerrte und man sich auf seinen liebgewonnenen Schlafsack freute. Mit einem letzten Blick auf die faszinierende Beleuchtung der Speicher, verabschiedete man sich also mit einem weinenden aber auch mit einem lachenden Auge, da eins feststeht; das nächste MS Dockville kommt bestimmt.

 

Highlight des Tages: Wild Beasts, Glass Animals, Chet Faker

Ausbaufähigster Act des Tages: Alligatoah, OK Kid

 

Yannick

 

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