France With Benefits #2

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Wechselbad der Gefühle: Moodoïd // © Fiona Torre.

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Moodoïd

Il faut que tu saches qui je suis.

(„Heavy Metal Be Bop 2“)

Ich persönlich bin ja immer ein Fan von ungeraden oder ungewöhnlichen Rhythmen gewesen – musikalisches Erwachen mit Prog Rock/Metal eben. „Le lac d’or“ macht seine Sache da ganz gut. Auf der neuesten Single von Moodoïd, einer fünfköpfigen Band angeführt von Pablo Padovani, streiten 5/4-Takt, psychedelische Farbkleckse und Melody Prochet um die Vorherrschaft. Über die Französin, in deren Band Padovani Gitarre spielt, kam auch die Bekanntschaft mit Kevin Parker zustande, der Moodoïds erste EP produziert hat. Aber sowohl von Prochet als auch von Parker werden wir, mehr oder weniger bald, sowieso Neues hören, deshalb wollen wir uns auf Padovani und seine Bandmates konzentrieren.

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Language fact: „Mate“ ist genderneutral, auch Frauen können „mates“ sein. Padovanis mates in Moodoïd sind tatsächlich allesamt weiblich, da das, wie er sagt, „die Sensibilität der Musik wirklich verändert“ und seine feminine Seite fördere. Clémence Lasme (Bass) und Lucie Droga (Keyboards) haben als Journalistinnen Erfahrungen in der Kultur- und Musikbranche gesammelt; Lucie Antunes spielt Drums, seit sie 15 ist (neben Moodoïd auch bei Aquaserge) und hat ein eigenes Theaterstück namens „Mémoires de femmes“ geschrieben; die Sängerin Maud Nadal schließlich macht als Myra Lee selber Musik. Padovani ist als Kind eines Jazz-Saxophonisten in Paris aufgewachsen und hat quasi im Kindbett schon das Fusionieren verschiedener Stile erlernt. Jean-Marc Padovani hat in Pablos Kindheit Jazz mit Weltmusik gemischt und daher oft Musiker aus Kambodscha oder Afrika zu Besuch gehabt. Zusammen genommen haben die fünf Franzosen also genug Routine, um selbst gestandenen Bands Konkurrenz zu machen.

Moodoïd bedeutet soviel wie „seltsame Stimmung“ – die Band ist für Padovani ein Vehikel für seine eigene surrealistische Weltsicht. „Ich finde, die französische Sprache eignet sich besonders gut für psychedelische Musik,“ sagt der Pariser mit Verweis auf die Surrealismus-Szene im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts. Die traumähnliche Natursymbolik steht in der Postmoderne zwar etwas verloren da, bietet aber auch eine nette Alternative zu der (hyper-)realistischen Ästhetik von CurrentsMGMT und Melody’s Echo Chamber. Neben Bowie, Zappa und Connan Mockasin beruft sich der Franzose auf die Visualität von Obst und Desserts, die umwerfende Schönheit der Schweizer Landschaft und Salvador Dalí. Kein Wunder, dass sowohl die Videos als auch die Live-Auftritte von Moodoïd der kunterbunten Musik in nichts nachstehen.

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Dabei sei kunterbunt nicht mit unseriös gleichzusetzen: Moodoïd ist Eskapismus, aber eine Herzensangelegenheit für Padovani, und darüber hinaus handwerklich einwandfrei. Man verliert sich schnell „im Herzen des Labyrinths“ oder im „Himmel aus Diamanten“, sei es auf „Bleu est le feu“ oder auf „Je suis la montagne“, dem allerersten Moodoïd-Song. Nach einer EP Moodoïd und dem Debütalbum Le Monde Möö scheint sich der oft mit kurzer Halbwertszeit versehene Psych Pop-Sound noch nicht abgenutzt zu haben, was auch der Mischung aus scheinbar disparaten Einflüssen zu verdanken ist. Songs wie „Heavy Metal Be Bop 2“ und „De folie pure“, was sich mit „Aus purem Wahnsinn“ übersetzen lässt, sind ein einziger Karneval aus Jazz Rock, Psychedelic, Synth Pop, Funk, orientalischer und europäischer Folklore und, ja, Karneval! Das Flirten mit Stilen außerhalb des westlichen Kontexts gibt der Musik den letzten Schliff.

Um wieder den Bogen zu schlagen: Die Mischung aus Prog, Psychedelic und Pop, wie Moodoïd sie spielen, ist innovativ, auch wenn die Einzelteile es nicht sind. Moodoïds Musik ist so überfrachtet wie ungewohnt und Fans von Pink Floyd, Frank Zappa und Animal Collective doch irgendwie bekannt. Wie jene Künstler mag das nicht jedermanns Sache sein, aber zusammen mit Disco Anti Napoleon und Forever Pavot zeigen Moodoïd, dass Frankreich immer noch sehr gute Psychedelic-Bands hat – und dass die Phrase „aus Alt mach Neu“ alles andere als sinnentleert ist.

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Schaut euch hier das verrückte Video zu „Heavy Metal Be Bop 2“ an:


Wie immer gilt: Bildet euch eure eigene Meinung!

Disco Anti NapoleonForever Pavot | Moodoïd


Fichon

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