Noveller: Fantastic Planet
Sarah Lipstate erschafft mit einer Gitarre und einem Laptop mehr und schönere Welten als so manche etablierte Post-Rock Band. Fantastic Planet ist ein Wunderwerk an Ambient Songs, die es beharrlich ablehnen, in den Hintergrund zu verschwinden. Wer nicht an die transformative Kraft von wortlosen, klanglich wunderschön gestalteten Gitarrentracks glaubt, wird von diesem Album eines Besseren belehrt. Perfekt für ein eskapistisches Time-out aus dem Alltag.
Ought: Sun Coming Down
So rotzig und sarkastisch wie Tim Darcy klingen heute nur wenige Sänger. Ende der 70er bis in die 80er hinein war das noch ganz anders. Ought orientieren sich auf ihrem zweiten Album wieder am unabhängigen, unbequemen Noise Rock Sound von Thurston Moore und greifen darüber hinaus zu Tom Verlaine und Lou Reed zurück. Eine reichhaltige Dosis Gesellschaftskritik für Alt-Punks und die heutige Jugend, die dem ersten Album in nichts nachsteht.
Rangleklods: Straitjacket
Noch so ein Anwärter für den Preis der am sträflichsten von der Mainstreammusikpresse ignorierten Band sind Rangleklods, das norwegische Duo, das euch sicher schon mit „Young & Dumb“, „Clouds“ oder „Lost U“ zum Tanzen gebracht hat. Esben Andersen und Pernille Smith-Sivertsen haben auf dem Zweitwerk Straitjacket mal wieder alle gesanglichen und produktionstechnischen Tricks gezogen und das Ganze auch live zum Spektakel gemacht. Ganz großes Tennis!
Say Yes Dog: Plastic Love
„Everything is plastic, everything is plastic.“ Mit betont unbetontem Gesang kommentiert Aaron Ahrends den coolen Fußwippsound seines Trios. Plastic Love ist nicht mehr und nicht weniger als makelloser Dance Pop, der das Vakuum füllt, das Metronomy nach ihrer Transformation zur Metapopband mit cremefarbenen Chic hinterlassen haben. Funky, stilvoll, kurz: ein Album, das den Dancefloor ins Wohnzimmer bringt.
The Secret Sits: Growings
Das größte Problem des Debütalbums von the Secret Sits ist, dass es nicht nach einem Debütalbum klingt. Dass das in die Kategorie Luxusprobleme fällt, ist auch klar. Die vier Kölner, die vor Kurzem den Bassisten ersetzen mussten, der auf Growings noch zu hören ist, haben nach der ersten EP Worlds einen Schritt übersprungen und liefern zehn reife, reflektierte und reflexive Art Rock Songs ab. Die Tatsache, dass wir mit der Band befreundet sind, ändert deshalb auch nichts daran, dass Growings seinen Platz in dieser Liste verdient hat.
Slaves: Are You Satisfied?
Sie sind schrill, laut und doch angepasst genug um von der Musikpresse nicht als Freaks abgestempelt zu werden. Die Rede ist von Slaves, die 2015 mit ihrem Debüt Are You Satisfied für eine Menge Spaß gesorgt haben. In kürzester Zeit sind Songs wie „The Hunter“ oder „Cheer Up London“ zu regelrechten Festival-Klassikern mutiert und so lernt die britische Jugend den Sound der Sex Pistols wenigstens noch einmal richtig kennen. Die Platte gehört aber schon alleine wegen dem Artwork in diese Liste!
Sophie: Product
Neon-Pop für die Probierwochen bei Urban Outfitters. Abgedreht ist er ja schon der Sound von Sophie und gerade deswegen wohl so ultra „hip“. Da ist es schon fast absurd die Platte einfach Product zu nenne und doch ist es eigentlich ziemlich zutreffend. Oftmals ist Musik nichts anderes mehr, als der Soundtrack beim Shoppen, Sexhaben oder Essengehen. Und für genau diese Momente und für jene Menschen, die sich eine Charlie XCX auf Speed gewünscht haben, hat die Künstlerin die perfekte Platte geschaffen.
Spector: Moth Boys
So richtig ernst genommen wurden Spector und Fred MacPherson nie. Ihr Debütalbum wurde zwar von der Musikpresse freundlich abgenickt so wirklich respektiert oder gar bewundert wurden sie aber kaum. Mit ihrem zweiten Moth Boys änderte sich dies 2015 jedoch schlagartig. Spector sind von einer plakativen Indie-Band zu echten Musikern mit cleveren Arrangements und einer großen Portion 80er Kitsch geworden. Die Band scheint irgendwo die Gabe zu besitzen immer genau in das Schema der Topman-Generation zu passen und so ist der Sound von Moth Boys doch irgendwie „volksnah“ und wirkt gar nicht abgehoben, sondern eher geerdet. Da hat eine Band sich wohl gefunden.
Tropics: Rapture
Chris Ward aka Tropics ist weder für seine großen Worte, noch für seinen großen Sound bekannt. Und genau das ist es was Rapture so unfassbar gut macht. Der Musiker geht es auf seinem zweiten Studioalbum zurückgenommen, ja zu Teilen sogar gemächlich an und treibt den Zuhörer dadurch in einer wahrhaftige Comfortzone. Ohne die jeweiligen Songs zu kenne, fühlt man sich mit ihnen verbunden. Die warmen elektronischen Chillwave-Beats harmonieren wunderbar mit dem jazzy Touch, den das Album versprüht. Die perfekte Platte für Bars und Coffee Shops (die ohne Gras), aber eben auch für die ruhigen Momente zu Hause.
We Are the City: Violent + Above Club
Jedes Jahr gibt es mindestens ein gutes Odd Pop Album – ihr wisst schon, diese schwer definierbare Mischung von Progrhythmen, Synthpop und Indie Rock, für die Menomena vielleicht am ehesten als typische Vertreter in Frage kommen. Die Dutch Uncles hatten ihren großen Auftritt mit Out of Touch In the Wild 2013, die Wild Beasts mit Present Tense im Jahr darauf. We Are the City haben im vergangenen gleich zweimal auftrumpfen können, zuerst mit dem weltweiten Release ihres 2013 erschienenen zweiten Albums Violent und dann mit Above Club. Zusammen kommen die beiden Kurzalben auf 60 spannende Minuten, die nicht nur Fans von andersdenkender Popmusik begeistern.
Texte von: Fichon & Yannick