Mit „Let’s Go Sunshine“ liefern The Kooks ein solides Album, doch fehlt den neuen Songs die Leichtigkeit.
…und gerade diese Leichtigkeit war es doch, die die Songs von The Kooks immer so schön tanzbar und stimmungsvoll gemacht haben. Seit 2006 ist viel passiert. Die britische Band um Frontmann Luke Pritchard ist Erwachsen geworden – reifer könnte man eher sagen. Das hört man auch den neuen Tracks auf dem Album an. Den Reifeprozess sieht man der Band auch optisch an. Statt Röhrenjeans und Shirts trägt man jetzt Bundfaltenhosen und Kragenhemden. „We’re just having a good time, honey“ wird von Luke Pritchard im Intro besungen und eine gute Zeit kann man von The Kooks seit ihrem Debüt „Inside In/Inside Out“ auch erwarten. Melodische krachige Indie-Rock-Nummern haben sich seit Bestehen der Band stets in den Köpfen der Hörer festgehangen.
Weg von Elektrogospel, hin zu Popmusik
Temporeich und supermelodisch beginnt auch das fünfte Album der Briten. Bei „Let’s Go Sunshine“ merkt man schon zu Beginn: das Quartett aus Brighton hat die Gitarren wieder entstaubt und sich endültig dem Elektrogospel entsagt. Mit „Kids“ zeigen The Kooks, das sie immer noch tanzbare Indie-Rock-Nummern schreiben können. Hitträchtig hingegen ist die schon vorab veröffentlichte Single „All The Time“. Bei der Nummer wird klar, die Band hat sich neugefunden und sich doch beim altbewährten geblieben.
Luke Pritchard hat sich während dem Schreibprozess zur aktuellen Platte neu verliebt und das hört man fast jedem Song auf dem Album an. So schön das auch für den Briten ist, umso mehr merkt man aber auch schon nach den ersten drei Songs: The Kooks haben dem guten alten Indie entsagt. Das hier ist nicht mehr der leichte melodische und hitträchtige Indie-Rock der Nullerjahre. Nein, das hier ist solider Indie-Pop mit leichten Rock-Nuancen. Quasi ein entschleunigter Indie-Rock. Immer noch harmonisch, immer noch tanzbar, immer nach spaßig aber lang nicht mehr so leicht und verzaubernd wie noch zu Beginn der Karriere der Band.
Wenn Pritchard auch nicht eben sein neues Liebesglück in die Welt hinaus schreit, hängt dem Album eine gewisse Melancholie an, die sich durch die einzelnen Stücke trägt. Das hört man besonders „Fractured and Dazed“ sowie „Chicken Bones“ an. Bekommt die Platte mit dem temporeichen „Four Leaf Cover“ nochmal etwas Aufwind, bricht das Album danach leider wieder ein.
Während „Tesco Disco“ ein wenig vor sich dahin plätschert probieren The Kooks mit der folkig rockigen „Pamela“ etwas ganz neues aus. So richtig zündet die Nummer trotz Mitsing-Chören und schnellen Gitarrenriffs jedoch nicht – oder gerade aus diesen Gründen eben nicht! Danach geht es ruhiger weiter. Auf finaler Strecke entschleunigen die Briten nochmal. Schade! Einzig das ruhige „Swing Low“ lässt ein wenig die alten Indie-Heroen durchblicken, die The Kooks vor Jahren einmal waren.
The Kooks haben dem Indie abgeschworen
Mit der gelassenen Nummer „No Pressure“ schließt sich der Kreis und wie schon im Intro angeteastert beherzigen The Kooks: „We’re just having a good time honey, no need to apply no pressure“. In typischer Kooks-Manier endet nach dem 15. Song das Album und gibt dem ganzen einen Rahmen. Laut Pritchard sollte die neue Platte der Neuanfang der Band werden. Anstatt einer Rückbesinnung auf die guten alten Zeiten haben die neuen Songs jedoch die Leichtigkeit á la The Kooks verloren.
Besonders die vorab veröffentlichten Singles „All The Time“, „Fractured and Dazed“, „Chicken Bones“ oder auch „No Pressure“ sind hitverdächtig und machen Lust auf die nächste Tour der Briten. Der Rest dümpelt jedoch in solider Indie-Pop-Manier vor sich hin – durchaus nett anzuhören, tanzbar und melodisch, wirklich hängen bleibt aber kein Song so wirklich. The Kooks sind gereift, doch mit den Jahren kam auch die Schwere hinzu und die hängt ihren Songs leider nach.
Beste Songs: All The Time, Four Leaf Clover, Swing Low
VÖ: 31.08.2018 // Lonely Cat