Beaty Heart: Till the Tomb
Weg vom Hawaii-Pop. Das muss wohl die Devise beim zweiten Versuch des Londoner Pop-Trios gewesen sein. Und eins schon mal vorweg: es ist ihnen definitiv gelungen. Das Palmen-Wedel-Gefühl wird man beim Hören von Till The Bomb zwar noch immer nicht los und doch bietet die Platte jetzt weitaus mehr Facetten. Mal machen sie Metronomy Konkurrenz „Raw Gold“, mal sind die lebendiger als Hot Chip zu ihren besten Zeiten „Slide To The Side“. Beaty Heart machen nun erfrischende Popmusik, die ihre Verdrehtheit nie abgelegt hat. Sie ist lediglich etwas radiofreundlicher und homogener geworden und ist gerade wegen der very britischen Mischung aus Funk, Indie und Electronica eines der spannendste Tropen-Pop-Alben des vergangenen Jahres geworden.
Glass Animals: How to Be a Human Being
Wenn laut.de einen Verriss über eine Platte schreibt und sich dabei lediglich krampfhaft an dem schlimmen „Hipstertum“ festklammert, weiß man, dass man eine gelungene Platte vor sich liegen hat. How To Be A Human Being ist nämlich viel zu clever für ein solch plumpes Vorurteil. Gleich zu Beginn poltert es mit Life Itself los und man merkt schnell, dass Glass Animals einen Gang zugelegt haben im Vergleich zum überaus erfolgreichen ZABA. Mit den immer wieder auftauchen indigen wirkenden Soundteppichen schaffen Glass Animals nämlich Völkerverständigung auf allerhöchstem Niveau. Denn eins hat die Popkultur die letzten Jahrzehnte immer wieder bewiesen. Musik verbindet und so hilft das zweite Album der Briten sich selbst und seine Umwelt besser zu verstehen.
HONNE: Warm on a Cold Night
Anfangs dachte man noch, dass das britische Duo HONNE stark von dem Neo-Soul-Hype des letzten Jahres profitiert. Als sie dann aber eine großartige EP nach der anderen releast haben, konnte man bereits erahnen, dass das Debüt dann doch vielversprechend werden könnte. Und Warm On A Cold Night enttäuscht nicht. Wie der Name bereits verrät bieten die Briten ihrem Zuhörer eine warme Umarmung an. Fast jeder Song der Platte hat unglaubliches Dating-Potential und so ist Warm On A Cold Night quasi das Tinder-Album schlechthin. Neben den sehr romantischen (aber nie kitschigen) Nummern, geben HONNE aber auch allen Anlass dazu sich ein wenig zu bewegen (All In The Value). Ob alleine oder dann doch zu zweit ist egal. Man hat schließlich HONNE.
Teleman: Brilliant Sanity
Es ist immer ein befriedigendes Gefühl mitzubekommen wie eine Band ihre innere Mitte findet. Genau dieses Gefühl drückt das zweite Album Brilliant Sanity von Teleman aus. Die Band, die früher unter dem Namen Pete & The Pirates unterwegs war, legt eines der besten Indie-Rock-Versuche des Jahres vor. Mit der Single „Düsseldorf“ bietet die Platte gleichsam auch wohl den stärksten Moment, den die Briten, die bei Moshi Moshi Records unter Vertrag stehen, je hatten. Bei dem Album ist für Jedermann gesorgt. Kuschelrock-Fans dürfen sich ebenso freuen wie Alt-J-Nerds und selbst Desert-Rock Fanatiker werden bei Nummern wie „Tangerine“ genüsslich mitwippen. Brilliant Sanity ist eine Platte, die vor unentdeckten Hits nur so strotzt und auf den zweiten Blick erst seine Brillanz entfaltet.
Classixx: Faraway Reach
Wenn Passion Pit 2016 eine gute Platte veröffentlicht hätten, hätte die wohl wie Faraway Reach von Classixx geklungen. Das Nachfolgewerk von Hanging Gardens ist eine lockere Nu-Disco-Nummer geworden, die vor allem durch prominente Gastauftritte aufgemotzt wird. Von Michael Angelakos (Passion Pit) über How To Dress Well, Panama und Isles, bis hinzu T-Pain ist fast jedes Genres irgendwie harmonisch in die leckere Disco-Sülze gepackt worden. Mit „Just Let Go“ bietet das Duo sogar einen richtigen Radiohit an, der die Platte aber fast unberechtigt trashy wirken lässt. In Wirklichkeit ist Faraway Reach nämlich eine gute Alternative, wenn sämtliche Indie-Disco-Konsorten sich nicht mehr an Hits trauen und es vorziehen weirde Boiler Room-Sets an den Tag zu legen.
Gold Panda: Good Luck And Do Your Best
Mit dem Panda-Express durch Asien. Der Brite wagt mit seinem Album Good Luck And Do Your Best eine Reise in fremde Gebiete, verlässt seine elektronischen Klang-Landschaften dabei aber nie. Das Resultat ist eine Platte von einem Sound-Nerd für Nerds, die aber auch „Laien“ gefällt. Die vielen Samples sind clever arrangiert, wirken nie wie Kalkül. Nein, selten haben kalte, elektronische Beats den heutigen Vibe so gut getroffen wie die insgesamt elf Nummern auf Good Luck And Do Your Best. Golf Panda kommuniziert auf seine ganz eigene Art und Weise mit seinem Zuhörer und berichtet dabei innig von seinem momentanen Leben. Bei uns ist die Geheimsprache auf jeden Fall angekommen.
Golf: Playa Holz
Man könnte die Bandbeschreibung runterschreiben wie ein schlechtes Trash Format. Ruhrpott-Frohnaturen mit rheinischem Humor, die eine Sportart als Bandnamen tragen und verkünstelten Gaga-Pop produzieren. Tatsächlich sind die Kölner aber eine der spannendsten deutschsprachigen Acts der letzten Jahre und haben mit ihrem Debüt Playa Holz eine Platte vorgelegt, die man erst einmal toppen muss. Humoristisch wirkende Texte, die aber immer einen wahren Kern haben, werden mit verdrehten aber gängigen Pop-Melodien zusammengeschmissen. Hinzu kommen dann noch Liebesbekundungen für den Kinderstar Macaulay Culkin und Kokosnüsse werden auch noch auf spanisch besungen. Wer jetzt noch immer keinen Bock auf auf Playa Holz hat, sollte sich lieber in dem Clubhouse des nächsten Golfclubs verstecken.
Yumi Zouma: Yoncalla
Yoncalla ist komplexer Dream-Pop aus Zuckerwatte. Es ist nicht immer leicht den Sprung von einer gehypten Blogger-Band zu einer Real Life-Band zu schaffen. Oft stellt sich die Frage, was eigentlich hinter dem Hype steht und eigentlich bleibt Bands wie Yumi Zouma in dem Fall nur eine Lösung: liefern. Genau dies ist der jungen Band mit ihrem Debüt Yoncalla gelungen. Zehn federleichte Nummern schwappen beim ersten Hören entgegen. Die Welt färbt sich bei Songs wie „Keep It Close To Me“ zuckerwattefarben und doch sind die niedlichen Songs nie inhaltslos, sondern durch ihre Arrangements sogar recht komplex. Dieses komplexe Gefühl behält die Band aber für sich und sorgt sich dafür lieber um ihren Hörer.
Shura: Nothing’s Real
Aleksandra Lilah Yakunina-Denton, so heißt Shura mit bürgerlichem Namen, leugnet ihre Prince-Zuneigung nicht. Würdigen tut sie den Nachlass des Musikers jedoch nicht mit einem viel zu offensichtlichem Künstlernamen wie Lilah, vielmehr lässt sie die Musik sprechen. Nothing’s Real beginnt gleich mit einem Intro voller Pathos bevor es dann übergeht in „Nothing’s Real“, einem Song, auf den die Queen Of Pop neidisch sein kann. In ähnlicher selbstbewusser Manier prescht die junge Britin hervor und gibt sich damit so ganz anders, als noch bei ihren Vorab-Singles. Vergessen ist die introvertierte, schüchterne Shura, die sich hinter ihrem Keyboard versteckt. Die 80er geben ihr Kraft und somit hat Shura 2016 die Platte produziert, die La Roux ihr Leben lang machen wollte.
Yung Bae: Skyscraper Anonymous
Dieses Album geht runter wie ein Pina Colada. Yung Bae schafft es trotz Cloud Rapper-Name eine der besten Future Funk-Mixtapes des Jahres zu produzieren. Die verschiedenen eigenständigen Songs sind immer wieder durch Interludes miteinander verbunden und so weiß man beim Hören nie, ob man gerade einen DJ Mix hört oder doch ein richtiges Album. Dieses zwiespältige Gefühl findet man auch in seinem Sound wieder. Mal gibt er sich dem oldschool Funk hin, verstärkt dies sogar noch mit dem orgasmischen Kratzen einer Platte. An anderen Stellen lässt der Musiker aus LA dann hingegen die Beats sprechen und ruft offensiv dazu auf sich exzessiv auf der Tanzfläche zu bewegen. Diese Mischung aus lockeren Chillout-Beats und Saturday Night Fever machen Skycraper Anonymous extrem angenehm.
Ebenfalls nicht zu vergessen: Sarathy Korwars Day to Day, Savages‘ Adore Life, Suuns‘ Hold/Still, Soft Hairs Soft Hair, Autolux‘ Pussy’s Dead, Klaus Johann Grobes Spagat der Liebe, Oracles‘ Bedroom Eyes, Karies‘ Es geht sich aus.
Sämtliche Texte wurden von Fichon und Yannick verfasst.