Freitag, 20.11.2015: Alles außer unspektakulär.
Stichwort: Hypnagogic Pop. Ariel Pink, bürgerlich Ariel Rosenberg, ist der Hauptvertreter dieses Genres, das halb Popmusik, halb musikgeschichtliche Psychoanalyse zu sein scheint. Das klingt nach Mainstream Radio aus den 70ern, käsigen Synthesizern aus den 80ern und neo-Beatles-Pop aus den 90er und 00er Jahren. Mit seiner Band Haunted Graffiti hat er zwei Alben veröffentlicht, nachdem er viel Furore mit Tapes unter demselben Namen gemacht hatte.
Stichwort: Provokation? Wegen mehrerer Aussagen in Interviews wird Pink von manchen als Macho und misogyn wahrgenommen. Manche Textstellen verstärken diesen Eindruck, gleichzeitig stellt der Kalifornier mit seinem durchgedrehten Weirdo-Charme das Bild von Männlichkeit in Frage. Pink ist mit Azealia Banks befreundet – ein weiterer Hinweis darauf, dass die Grenzen zwischen Unbedachtheit und Provokation fließend verlaufen. Ob er lediglich ein Troll ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Stichwort: Stil. Während Pink ganz gerne in Glam-Outfits herumläuft und mit „Round and Round“ einen der besten „songs to have sex to“ geschrieben hat, ist er oft eher der Freak, der in der Schule immer gehänselt wurde und Trost in der Musik Gleichgesinnter gesucht hat. Die Early Live Recordings sind kaum mehr als primitive Töne und Rhythmen mit Texten zwischen erbärmlich und David Bowie; auf dem aktuellen Album pom pom hingegen zeigt sich Ariel Pink als musikalischer Allesfresser und Syd Barrett Reinkarnation. Man mag von ihm halten, was man will, nur eins wird das Konzert nicht: unspektakulär.
Hört euch hier „Lipstick“ an: