Laffy hat mit der Single „Bed Sheets“ ein Artpop-Stück veröffentlicht, das mit der Grenze zwischen Intimität und Selbstauflösung spielt. Das dazugehörige Video stammt von der Berliner Künstlerin Andie Riekstina.
Es könnte so eingängig sein. Zaghaft und zugleich düster beginnt die Single „Bed Sheets“ von Laffy. Trotz all der Intimität wird schnell deutlich, dass es mit der Behaglichkeit nicht weit her ist. Über eine folky Gitarre besingt Laffy die eigene Schlaflosigkeit, jede Zeile wie ein flacher Atemzug. Am Rand der Wahrnehmung fliegen Stimmfetzen vorbei, die mal mehr und mal weniger menschlich klingen.
Die Zeile „please don’t forget me/fading with the moon“ kündigt das an, was sich am ehesten als Chorus bezeichnen ließe. Die Atmosphäre wird von einem zerrenden Bass unterbrochen, über den sich Laffys Stimme legt. Phoebe Bridgers meets Yeezus. Ab der Hälfte des Songs wechselt der Beat in einen dezenten TripHop-Groove, über den sich Soundfetzen wie Kabelbrüche aus einem Modularsystem stapeln. Aufgelöst wird das alles – warum auch nicht – in einem uptempo Footwork-Beat, während sich Synth-Flächen und Vocals noch in ihrer Dramatik steigern.
Das klingt in seinem Eklektizismus verdächtig nach Computer-Frickelei und genau da kommt Laffy musikalisch her. Geboren unter dem klangvollen Namen Lafayette Vanderkin-Jus in Californien verschlug es Laffy nach Berlin. Während eines mehrmonatigen Krankenhausaufenthaltes entdeckt Laffy die Musikproduktion am Laptop, die für den heutigen Sound verantwortlich ist.
“Words can only say so much, and honestly, I’m not the best with them.
Anstatt jedoch Gefahr zu laufen, in genre-technische Wahllosigkeit zu verfallen, bindet Laffy in „Bed Sheets“ einen roten Faden durch die gesamte Songstruktur. Laffy selbst sagt zum Entstehen des Songs: “Words can only say so much, and honestly, I’m not the best with them. Or even making up my mind. So I kinda said fuck it and ran with whatever ideas I liked, while trying to maintain a sense of linearity in how I felt.”
Intimität, Verlustangst und drohende Selbstauflösung am Rand der Schlaflosigkeit bilden einen Rahmen, der nicht nur auf der Textebene funktioniert, sondern gekonnt mit den einzelnen Elementen verbunden ist. Das dazugehörige Musikvideo stammt von der Berliner Fotografin und Künstlerin Andie Riekstina und fängt Laffys Erscheinung in ihrer ganzen Entrücktheit ein. „Bed Sheets“ ist ein gutes Beispiel für eine neue Generation alternativer Pop-Musik. Anstatt die immer gleichen Songstrukturen herunterzubeten wird das fragile Innenleben und die eigene Verspieltheit in den Vordergrund gerückt. Dafür darf auch ein bisschen Eingängigkeit geopfert werden.