Prêt à écouter 7: Sinkane

Urlaub auf Ahmed Gallabs perfekt abgestimmten Afro-Funk Stränden

Bergfest beim Prêt à écouter Festival! Nach einer Woche wirklich guter Konzerte sprengt Sinkane tatsächlich noch den Rahmen der guten Laune. Sonntag abend ist ein ungnädiger Termin für ein Konzert, dementsprechend leer ist es auch im Saal des Karlstorbahnhofs. Doch auch wenn sich kaum mehr Publikum angesammelt hat als beim Konzert von DENA am Vortag, ist die Stimmung deutlich aufgeheizter. Bevor der Abend zu Ende ist, fühlt man sich vom Afro-Funk des Briten in seine sudanesische Heimatstadt transportiert, von der man wenn möglich doch bitte, bitte gar nicht mehr weg will.

Im Vorprogramm gibt es allerdings erst einmal Nicholas Krgovich zu hören. Der charmante Kanadier hat schon mit Amber Coffman und Mount Eerie zusammengearbeitet und macht die Art Musik, die momentan wieder einen Riesenschub in der Indie-Welt erlebt: Sein glattes, verschmitztes R&B-Pop-Genudel vergegenwärtigt den „smoothen“ Pop von Sade und the Blue Nile. Gefällig, aber nicht unangenehm; man schwankt gedankenverloren ein bisschen hin und her. Unterstützung bekommt er von Batsch aus Coventry, zu denen ihr demnächst noch mehr erfahren werdet.

Als dann das unverkennbare Gitarrenintro von „Jeeper Creeper“ ertönt, hasten sofort alle in den Saal. Sinkane und seine Band – Jonny Lam an der silbern glitzernden Gitarre, Ish Montgomery am Bass und Jason „Jaytram“ Trammel hinter den Drums – haben sich direkt eingegroovt und spielen den ersten Song so mühelos, als würden sie im Proberaum jammen. Überhaupt hat man den Eindruck, bei Sinkane handele es sich um eine Funk Jam-Band aus den Siebzigern. Kaum eine Band sieht man heutzutage so symbiotisch ihre Songs spielen wie es diese vier Musiker tun, was man vielleicht auch auf Sinkanes Erfahrung als Session- und Live-Musiker für of Montreal, Yeasayer und Caribou zurückführen kann.

Nach den ersten vier Songs von Mars ist die richtige Temperatur erreicht und Ahmed Gallab, so Sinkanes bürgerlicher Name, stimmt den ersten Titel seines neuen Albums Mean Love an. Glücklicherweise lässt er allzu kitschige Songs wie „Moonstruck“ außen vor und konzentriert sich auf Mars und die bessere erste Hälfte von Mean Love. „New Name“ und „Yacha“ stechen hervor, und sogar „Mean Love“ bekommt live die Portion Funk, die dem Album fehlt. Zwischen den Songs wechselt Gallab von der Gitarre zum Keyboard und wieder zurück.

Die Stimmung im Saal steigt bis unter die Decke, überall tanzt und wippt es; für ein paar Songs setzt sich Lam an die Pedal Steel Gitarre und es gibt tatsächlich Zuschauer, die anfangen, Hula zu tanzen. Der Afro-Funk hat die Masse, so klein sie heute sein mag, unrettbar infiziert – aber wer will von dieser Musik, die einen so gut fühlen lässt, schon geheilt werden. Der Abend kulminiert im Doppelpack aus „Runnin'“ und „How We Be“, das dann in einen ausgiebigen Jam übergeht und das Set beendet. Kurze Zeit später kommt Sinkane nochmal zurück auf die Bühne, bedankt sich lachend, dass er im Karlstorbahnhof „some nice Schlagermusic“ spielen darf und gibt als passende Zugabe ein Cover von William Onyeabors „Body and Soul“. Definitiv das Highlight des Festivals, und dazu der sommerlichste und funkadelischste Abend des ganzen Jahres.

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Meinungen aus dem Publikum:

Anna: Ich bin spontan dazugestoßen, bin aber sehr begeistert. Es hat sehr Spaß gemacht.

Elias: Das Konzert war sehr schön, ich hab’s total genossen. Dass er am Schluss noch William Onyeabor gecovert hat war für mich ein Highlight, weil ich völliger Fan bin. Total geile Vorband auch, rundum ein gelungener Abend.

Joseph (Bassist von Batsch): Wir lieben die Show und die Tour mit Sinkane. Ish ist ein unglaublicher Bassist. Die sind aus New York und haben eine ganze Reihe an Einflüssen, ein bisschen Reggae, viel afrikanische Einflüsse. Die Rhythmen sind fantastisch, einfach nicht von dieser Welt. Das ist übrigens die gleiche Band wie die auf [der Luaka Bop-Compilation] „Who Is William Onyeabor?“ Ahmed war der musikalische Leiter dieses ganzen Projekts, da kommen die Einflüsse her.


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