Mit Julia Holter, Kari Jahnsen, Lorely Rodriguez und Marion Brunetto
Es wird im Moment viel über Frauen und ihren Platz in der Musik geschrieben. Über Sexismus und fehlende Anerkennung weiblicher Künstler, vor allem auch darüber, dass es zu wenig Frauen im Musikbusiness gibt. Viel von dem, was gesagt wird, ist richtig und wichtig, aber die wichtigsten Beiträge zur Debatte werden von den Musikerinnen geliefert, die mit herausragenden Alben zeigen, dass es nicht so sein muss, wie es ist.
Deshalb sind auch vier meiner sechs Alben des Monats (wir haben uns aus mehreren Gründen dazu entschieden, das monatliche Best of in zwei Teilen und mit mehr Freiheiten bezüglich Länge und Anzahl der Kritiken zu veröffentlichen) von Musikerinnen geschrieben, gespielt oder produziert worden: unkategorisierbarer Pop bzw. Rock von Julia Holter bzw, Farao, eklektischer R&B von Empress Of und Garage Pop von Marion Brunettos Band Requin Chagrin. Da wir die von Männern gemachte Musik aber nicht ignorieren können – das wäre ja auch wieder falsch – tauchen in der Liste auch Kurt Vile und Ought auf. Viel Spaß beim Lesen!
Julia Holter: Have You In My Wilderness
Gute Nachrichten: Julia Holters neues Album ist noch weniger Akademik und noch mehr Pop. Der Trend hatte sich ja schon angekündigt, mit Loud City Songs von 2013. Nach zwei Alben über griechische Tragödie und modernistische Literatur kam mit jenem Album der Sprung zugleich in den Bereich der „leichten“ Literatur mit Liebesthematik und in Holters Heimatstadt Los Angeles, zum großen Gefallen derjenigen Hörer, die sich für ernsthafte Kunst und schlicht schöne Musik – also Pop – gleichermaßen begeistern können. Have You In My Wilderness macht abermals so einen Sprung.
Das Risiko eines Konzeptes oder literarischen Vorbilds wurde umgangen, Wilderness ist im besten Sinne eine Kollektion von Julia Holter-Songs. Der Sound ist angenehm, aber dabei nicht seicht; die barocke Instrumentierung (Cello, Geige, Cembalo) und das trockene Schlagzeug sagen zwar unmissverständlich, dass hier Art Pop gemacht wird, doch „Night Song“ kann man sich als nüchterne Version von Lana Del Rey vorstellen und „Everytime Boots“ hat die rhythmische Leichtfüßigkeit von Boys „Little Numbers“. Das Akademische in ihrer Musik mag seinen Zweck erfüllen, der Begriff soll hier auch gar nicht verteufelt werden. Have You In My Wilderness zeigt aber, dass Julia Holter auch ganz gut ohne das A-Wort kann.
Good news: Julia Holter’s new album is a tad less academic and a bit more pop. She’d actually already foreshadowed the trend with Loud City Songs from 2013. After two albums on greek tragedy and modern literature, that album came with a jump towards the area of „light“ literature as well as themes of love in Holter’s hometown Los Angeles, to the great benefit of those who listen, who could warm towards serious art and simply beautiful music (so pop) in the same way. Have You In My Wilderness makes another jump.
The risk of having a definite concept or literary model was avoided; Wilderness is a collection of Julia Holter songs, in the best sense. The sound is cheerful, but at the same time not shallow; the baroque instrumentation (cello, violin, harpsichord) and dry percussion say almost unmistakably “Art-pop is being made here”, though “Night Song” can be imagined as a more sober version of one of Lana Del Rey’s tracks, and “Everytime Boots” has the rhythmic light-footedness of Boy’s “Little Numbers”. The academic aspect of her music may fulfil its purpose, and of course the term shouldn’t be completely demonised here, but Have You In My Wilderness shows that Julia Holter can get along just fine even without the A-word.
Farao: Till It’s All Forgotten
Eine andere Form von Art Pop macht die Norwegerin Kari Jahnsen, Künstleralias: Farao. Das Angenehme findet hier keinen Platz, dafür reichen die Emotionen auf Till It’s All Forgotten von melancholisch bis bedrohlich. Die Songs drängen sich auf, aber das dürfen sie, denn sie sind sehr gut und sehr originell. Klar, es ist oft ein bisschen zu viel Drama aufgetragen, was nicht immer positive Assoziationen mit Me & My Drummer wachruft. Man findet auch Elemente von Tortoise, Radiohead und sonstigen elektronischen Rockbands. Aber davon abgesehen ist der einzig geltende Vergleich der mit unvergleichbaren Künstlerinnen wie Björk, Jenny Hval oder Olga Bell, und das auch nur aufgrund der Unkategorisierbarkeit.
Farao legt den Hörern immer wieder Stolpersteine, meist rhythmischer Natur, in den Weg, damit sie, während sich alle noch wundern, was da abgeht, unbemerkt an der Elektronik herumspielen kann. Die abgehackten Vocalloops auf dem Titeltrack und „Anchor“ sind nur das offensichtlichste Beispiel. Beim Hören von „Feel“ muss man sich regelrecht anstrengen, nicht in den falschen Rhythmus zu fallen, setzt die Snare doch den Akzent immer ein wenig zu früh.
Einen Vergleich möchte ich hier doch noch anbringen: den mit Sufjan Stevens, der auf ähnliche Weise die Grenzen dessen auslotet, was man mit Popsongs anstellen kann, ohne dass jemand merkt, dass die Musik eigentlich ziemlich experimentell ist. Auf „Are You Real“ nämlich, das Riot Jazz Drums mit verspielten Synthesizerlinien vermählt, wird Jahnsens hallender Gesang durch die warmen Hörner von Michigan auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Und genau in diesem Song, dem letzten auf einem Album voller emotional angespannter Songs, kommt dann doch noch die befreiende Ausgelassenheit zum Vorschein. Was das Bild von Farao noch mehr bestätigt, denn so richtig einordnen kann man sie selbst nach dem Schreiben einer Review nicht.
The Norwegian Kari Jahnsen, who goes by the alias Farao, makes a different form of art pop. There’s no place for cheerfulness here, instead the emotions on Till It’s All Forgotten stretch from melancholy to menacing. The songs are a bit imposing but they’re allowed to be that way since they’re so great and pretty original. Sure, she sometimes serves up a bit too much drama, which evokes a less than positive association with Me & My Drummer… You’ll also catch elements of Tortoise, Radiohead and other electronic rock bands. But putting those aside, there’s also the only valid comparison, that with incomparable artists like Björk, Jenny Hval or Olga Bell, and even that’s only for the reason that they’re so hard to put in a box.
Time after time, Farao plants stumbling blocks (of a rhythmic nature) in front of her listeners, which let her play around with the electronics unnoticed. All this while everyone around her’s still wondering what’s going on. The choppy vocal loops on both the title track and “Anchor” are just the most obvious examples. When listening to “Feel”, you’ve got to really try not to fall into the wrong rhythm since the snare drum always hits the accented beats a little too early.
I’d like to lay down yet another comparison: one with Sufjan Stevens, who similarly blurs the lines of how we can engage with pop music without anyone noticing that it’s actually quite experimental. Mainly on “Are You Real”, a track including riot jazz drums married together with playful synth lines, the warm horns of Michigan keep Jahnsen’s echoey singing rooted firmly to the ground. It’s in exactly this song, the last on an album full of emotionally tense songs, that a cathartic exuberance finally works its way to the surface. Even after writing this review it’s almost impossible to say what Farao’s image sets out to prove.
Empress Of: Me
Es gibt R&B, es gibt alternativen R&B und es gibt Empress Of. Stuart Bermans Beschreibung von Lorely Rodriguez – „Björk unleashing her inner Beyoncé“ – macht die Problematik der Genreschubladen mal wieder überdeutlich. Rodriguez, die als Empress Of soeben ihr Debütalbum Me veröffentlicht hat, klingt manchmal irgendwie nach FKA twigs, manchmal irgendwie nach Rose Colella auf the Elkcloners Debüt, manchmal irgendwie wie Lauren Mayberry. Die Musik klingt manchmal auch irgendwie nach irgendetwas, aber oft auch einfach neu. Man merkt es: Ähnlichkeiten „manchmal irgendwie“ mit anderen Sängerinnen sind eher dem Zufall geschuldet, Rodriguez ist ganz sie selbst, ganz Me.
Die Musik, die Rodriguez als Basis für ihre Gesangsakrobatik nutzt, ist noch erstaunlicher. Die festivaltauglichen Mitspring-Hits „How Do You Do It“ und „Threat“ sind hier die Ausnahme, denn der Großteil der Songs (vor allem „Kitty Kat“, „To Get By“ und „Water Water“) überschreitet die Grenze zum Experimentellen. Als Einstieg kann man sich am besten die drei Songs für Yours Truly anhören, die alle eine eigene Richtung in Empress Ofs Musik aufzeigen. Der Strom der grandiosen R&B-Alben reißt einfach nicht ab.
There’s R&B, there’s alternative R&B, and then there’s Empress Of. Stuart Berman’s description of Lorely Rodriquez – “Björk unleashing her inner Beyoncé” – yet again makes the problematic nature of putting things into neat little boxes all too clear. Rodriguez, who has just released her debut album Me as Empress Of, sometimes sounds sort of like FKA Twigs, sometimes sort of like Rose Colella from the Elkcloner’s debut album, and sometimes sort of like Lauren Mayberry. The music also sometimes sounds sort of like anything, but it often sounds totally new. You will notice that these “sometimes sort of” similarities to other female singers are rather the result of chance, Rodriguez is being completely herself, completely Me.
The music that Rodriguez uses as a basis for her vocal acrobatics is more amazing still. The jump-along hits “How Do You Do It” and “Threat”, which would suit a festival perfectly, are the exceptions here, since the majority of the songs (above all “Kitty Kat”, “To Get By” and “Water Water”) run outside the lines of experimentation. To get into it, you’d do best to listen to the three songs for Yours Truly, which all flag up differents directions that Empress Of’s music is heading. The stream of grand R&B albums isn’t going away any time soon.
Kurt Vile: b’lieve i’m goin‘ down…
„Die Umschalttaste zu bedienen ist zu anstrengend, deshalb heißt das Album jetzt eben b’lieve i’m goin‘ down….“ Und schon ist getan, was man nicht tun sollte: Kurt Vile darauf zu reduzieren, dass er ein ziemlicher Hänger ist. Er hat immerhin sieben Alben in ebenso vielen Jahren veröffentlicht, eins davon mit the War on Drugs. Vile macht es einem aber auch nicht leicht, mit seinen trocken gesungenen Texten und den langen Jams. Erstere sind noch besser als bisher, man höre sich zur Überprüfung „Pretty Pimpin“ und „Wild Imagination“ an. Letztere wurden etwas gestrafft, auch wenn es nur das Instrumental „Bad Omens“ unter vier Minuten schafft.
Was auf Wakin on a Pretty Daze – und interessanterweise auch auf dem ersten post-Vile Album von the War on Drugs, Lost in the Dream – das Soundbild bestimmt hat, nämlich die Tiefenentspannung, ist auch auf b’lieve i’m goin‘ down… wieder der größte Trumpf. Respekt in diesem Zusammenhang für Stella Mozgawa von Warpaint, die auf „Lost my Head there“ und „Kidding Around“ der Entspannung in Gestalt von lässigem Drumming Ausdruck gibt. „That’s Life, tho (almost hate to say)“ ist in der Hinsicht der Höhepunkt, Vile spielt und singt wie jemand, der nochmal kurz die Gitarre zur Hand nimmt, bevor er sich schlafen legt. Der Amerikaner (auch das ist ein essentielles Element seiner Musik) hat sich gemütlich in seiner Nische eingerichtet, an der auf den zweiten Blick gar nicht so unwahrscheinlichen Kreuzung von Classic Rock, Americana und Singer-Songwriter. Von da aus blickt er, mit schläfrigem Blick und der Gitarre in der Hand, auf die Welt und verwandelt den alltäglichen Trott in wunderschöne Musik. Das ist kein Slackertum, das ist einfache aber geplante Zufriedenheit.
“Operating the shift key is just too taxing, that’s why the album’s now just called believe i’m goin’ down…” And what should never be done is done: to reduce Kurt Vile to being just a slacker. He has seven albums behind him which he’s released in just as many years, one of them with the War on Drugs. However Vile doesn’t make it easy for us with his dryly sung lyrics and the long jams. The former are still better than before, as you can hear on “Pretty Pimpin’” and “Wild Imagination”. The latter are pulled a bit taut, even if it’s only the instrumental in “Bad Omens” that stays under four minutes long.
The thing that made his sound what it is on Wakin on a Pretty Daze – and interestingly enough also on the first post-Vile album from the War on Drugs, Lost in the Dream – namely the deep relaxation, is also the biggest trump card on b’lieve i’m goin’ down… Respect also goes out to Stella Mozgawa from Warpaint, who provides relaxation in the form of casual expressionist drumming on “Lost my Head there” and „Kidding Around“. In this regard, “That’s Life, tho (almost hate to say)” is the high point, Vile plays and sings like someone who’s just picked up a guitar before heading off to bed. The american (also an essential element of his music) has comfortably found his niche, which is at a second glance definitely a not-so-unlikely hybrid of the classic rock, americana, and singer-songwriter genres. From here, with a dozy stare and a guitar in his hand, he looks out at the world and transforms everyday routine into beautiful music. This isn’t slacking, it’s a simple but planned growth of satisfaction.
Ought: Sun Coming Down
Ought sind unzufrieden, zum Glück für uns. Wer immer noch glaubt, Punk is dead, hat die Auferstehung verpasst. Nachdem Dylan Baldi mit Attack on Memory der Gitarrenmusik die Fähigkeit zurückgegeben hat, teenage angst und depressive Aggression in musikalische Befreiungsschreie umzuwandeln, machen Ought Post-Punk und Noise Rock wieder bereit für Gesellschaftskritik. Zeilen wie „I am talking out of my ass / because my heart is not open“ oder „Suit and tie / fits okay. / Don’t take much / to make my day. / Celebration!“ finden sich in jedem Lied auf Sun Coming Down, Oughts überragendem Zweitwerk.
Das Herzstück, sowohl auf textlicher als auch musikalischer Ebene, ist „Beautiful Blue Sky“, das über knapp acht Minuten das beschützte Konsumentenleben und die menschlichen Umgangsformen durch ewige Wiederholungen als sinnentleert darstellt. „Beautiful weather today. Fancy seeing you here. How’s the job? How’s the family?“ Man fühlt sich zurückgeworfen in die unheile Welt der Daydream Nation.
Stärker noch als auf More Than Any Other Day klingen Ought hier wie jene mittel- und planlosen Musiker aus dem immensen Punk-Untergrund der 80er Jahre, mit all seinen verbundenen Subkulturen wie No Wave, Noise, Oi! oder Industrial. Die Assoziationen mit Avantgarde und Art Rock – Velvet Underground sind in der Hinsicht der offensichtlichste Vergleich – sind noch vorhanden, treten aber hinter den Diskurs von Rebellion und Klassenkampf zurück, den Ought nicht zuletzt auch durch die musikalische Form ausdrücken. Die Kanadier haben, so unwahrscheinlich das klingt, mit Sun Coming Down ihr Debüt an Kreativität, kritischem Geist und purer Energie noch übertroffen. „Halle-fuckin‘-lujah!“
Luckily for us, Ought are unhappy. Those who still believe that punk is dead must’ve missed the resurrection. After Dylan Baldi gave guitar music back the ability to transform teenage angst and depressive aggression into musical screams of freedom with Attack on Memory, Ought are again preparing post-punk and noise rock for society’s criticisms. Lines like “I am talking out of my ass / because my heart is not open” or “Suit and tie / fits okay. / Don’t take much / to make my day. / Celebration!” are found in every song on Sun Coming Down, Ought’s formidable second album.
At the heart of the album, both on a lyrical and music level, is “Beautiful Blue Sky”, which depicts sheltered consumer life and human manners as meaningless through use of eternal repetition… all in just over eight minutes. “Beautiful weather today. Fancy seeing you here. How’s the job? How’s the family?” You feel as though you’ve been thrown back into the unholy world of Daydream Nation.
Even more so than on More Than Any Other Day, Ought sound here like any of the aimless and moneyless musicians from the immense punk underground movement of the 80s, with all its associated subcultures such as no wave, noise, oi! or industrial. The association with avant-garde and art rock – in this respect Velvet Underground are the most obvious comparison – still exists today, however it’s withdrawn behind the discourse of rebellion and class war, which Ought also express not least through their musical form. The Canadians have, as improbable as it sounds, outdone their debut with Sun Coming Down in terms of creativity, critical spirit and pure energy. “Halle-fuckin’-luhjah!”
Requin Chagrin: REQUINCHAGRIN
Requin Chagrin könnte eine klassischere Rock-Combo kaum sein. Die Besetzung des Quartetts besteht aus Gitarre, Schlagzeug, Bass und Keyboard, die Gitarristin ist gleichzeitig die Sängerin, Songschreiberin und somit Kopf der Band. Die Heimat von Marion Brunetto, die Gemeinde Ramatuelle im französischen Var, zählt sage und schreibe 2126 Einwohner – also ungefähr so viel, wie Requin Chagrin und les Guillotines (bei denen Brunetto am Schlagzeug sitzt) zusammen Fans auf Facebook haben. Kein Wunder also, dass sie mit drei Freunden in die Hauptstadt geflüchtet ist, um ihren chagrin (zu Deutsch: Kummer) dort in die Welt zu singen.
Auf DIY-Weise klassisch ist auch das erste Album, das wie die Band heißt, nur mit viel Emphase. Acht Songs mit Laufzeiten zwischen 2:52 und 4:21 Minuten, Strophe-Bridge-Refrain mit gelegentlichem Gitarrensolo und ein Schlagzeug, das Kopfnicken und Fußwippen verursacht. Wenn man den Hall auf der Stimme und die Vorherrschaft von Melodie über Harmonie dazuzählt, hat man die Zutaten für die DIY-Band von nebenan. So simple Musik zu machen, ist schon wieder rebellisch. Wo sich Nachwuchsbands von heute oft auf den ausschweifenden und in seiner Omnipräsenz schon wieder ermüdenden Psychedelic-ohne-Drogen-Rock von Innerspeaker stürzen oder den Post-Punk neu erfinden wollen, gehen Brunetto und Band stur den Weg des geringsten Widerstands, wie das zum Beispiel auch die kindred spirits von Froth tun. Der führt sie in die kalifornischen Garagen der Sixties, ohne dass sie den Blick vom charmanten Popsong abwenden. Gleichzeitig zeigt das Resultat, quasi ergänzend zu Sun Coming Down, weshalb so viele junge Menschen weiterhin Bands gründen: Es macht einfach Spaß.
Rebellisch und einfach zugleich ist außerdem Brunettos Entscheidung, in ihrer Muttersprache zu singen, eine Entscheidung, die Requin Chagrin doch noch von den amerikanischen Vorbildern abgrenzt und der neuen Bewegung in Frankreich zuordnet, die die eigene Sprache als Herausstellungsmerkmal gegenüber der Übermacht an englischsprachiger Musik benutzt. Das ermöglicht ihr, die Lässigkeit ihrer Songs ebenso lässig in Worte zu fassen. Ob sie eine faignasse ist oder nur so tut, sei dahingestellt, gesagt sei aber, dass es Requin Chagrin erst seit Anfang des Jahres gibt und schon ein Album herausgekommen ist. REQUINCHAGRIN jedenfalls lädt zum Faulenzen nach Frankreich, denn geteilter chagrin ist halber chagrin.
Requin Chagrin couldn’t be more of a classic rock combo. The quartet is made up of guitar, drums, bass and keyboard, the female guitarist is also the singer, songwriter and thus the head of the band. Marion Brunetto’s home, the community Ramatuelle in France’s Var, inhabits a measly 2126 citizens – so approximately the same number of Facebook fans as Requin Chagrin and les Guillotines have combined. No wonder then that she escaped to the capital with three friends to sing her chagrin (in English: grief) to the wider world.
The first album, named after the band but with more emphasis, is also a classic DIY album. Eight songs with running times varying between 2:52 and 4:21 minutes, with verse-bridge-refrains with the occasional guitar solos and a drum kit that gives way to a lot of head-banging and foot-tapping. If you add to that the reverb on the vocals and the dominance of melody over harmony, you have the perfect ingredients for the DIY band next door. Creating such simple music is already pretty rebellious. Where up and coming bands of today often spring at the dissolute psychedelic „without drugs“ rock of Innerspeaker, which in its omnipresence is already quite weary, Brunetto and the band stubbornly pave the way of the smallest opposition, just like, for example, their kindred spirits Froth do. She achieves this through 60s Californian garage, without averting her eye from charming pop songs. At the same time, the results show, almost subsidiary to Sun Coming Down, why so many young people still carry on forming bands: it’s just really fun.
Brunetto’s decision to sing in her native language is just as rebellious. It was a decision that distinguishes Requin Chagrin from the american role models and associates her with the new movement in France who uses their own language as a unique selling point in the face of excess english music. This enables her to express the nonchalance of her songs better with the nonchalance of her first language. Whether she’s a faignasse or just acts in that way remains to be seen. What can be said is, however, that Requin Chagrin has only been around since the start of the year and an album’s already come of it. REQUINCHAGRIN invites you to laze around in France, because a chagrin shared is a chagrin halved.
Fichon
Englische Versionen: Rachel