„Zwei Seelen kämpfen, ach!, in meiner Brust“, ist die Umwandlung eines Goethe Zitats, mit der Kaltenkirchen aus Wien die Essenz in „Harry Haller“ anrühren möchte.
Auf der einen Seite steht schlageresquer Pop, auf der anderen Seite kühler New Wave. Genau diese zwei Seelen schlagen in Kaltenkirchens Brustkorb. Das Pseudonym, das sich Philip Maria Stoeckenius erschaffen hat, ist nämlich ein Ventil großer Worte, das mit seinem neuesten Werk „Harry Haller“ ausbrechen möchte.
Kaltenkirchen stammt aus der Nähe Stuttgart, lebt aber mittlerweile der Stadt Falcos – in Wien. Von dort aus kombiniert er die Tiefgründigkeit der deutschen Gegenwartsliteratur mit den großen Gesten des deutschen Pops. Seine Inspiration holt sich Kaltenkirchen von Acts wie Falco oder den Protagonisten der NDW. Er beansprucht genau jenen Sound für sich und verwandelt ihn in seinen ganz eigenen Antischlager. Der Sound wirkt bei grober Betrachtung, simpel und zugänglich. Dahinter versteckt sich jedoch immer auch ein Funke von Gesellschaftskritik oder Eigenreflexion, mit welchen der festgefahrenen Bedeutungshorizonte überwinden möchte.
NDW mit 2019er Punk-Attitüde
Hinter der ursprünglichen Person des „Harry Haller“ verbirgt sich die Hauptfigur aus Hermann Hesses Steppenwolf. Dieser gilt als Hommage an Goethes Faust, welcher sein komplettes Leben lang von zwei konkurrierenden Energien getrieben wurde. Ein Umstand, welcher auch Kaltenkirchen für sich erklärt hat und in seiner Single die Bipolarität auf die Spitze treibt. Schlageresque Beats treffen auf Punk-Attitüde, die sich um ein Gewand der Neuen Deutschen Welle hüllen. „Harry Haller“ ist nach „Wir sind das Volk“ und „Wolke“ das dritte Release des Künstlers, der die Lücke zwischen Acts wie FLUT, Mia Morgan, Das Moped oder Drangsal füllt.