Bevor in einem Monat das neue Album God’s Favourite Customer erscheint, veröffentlicht Joshua Tillman gleich zwei Songs vorab. Der zynische Kabarettglamour ist gewichen, die Lovesongs sind zurück.
Father John Misty ist, gelinde gesagt, interessiert. Am Bund der Ehe zwischen zwei Personen, den er auf seinem wunderbar betitelten Album I Love You Honeybear ins Auge seiner Untersuchung stellte. Am Sittenverfall einer neoliberalistischen Gesellschaft im 21. Jahrhundert, an ihrem Entertainment-Fetischismus, die er beide in einer großen Show aus glitzerndem Zynismus namens Pure Comedy zu analysieren suchte. In „Disappointing Diamonds Are The Rarest Of Them All“ fragt sich Tillman nun „Does everybody have to be the greatest story ever told?“ In „Dumb enough to try“, dem zweiten der beiden diese Woche erschienenen Songs, stellt er im Chorus fest „I’m just dumb enough to try to keep you in my life for a little while longer“. Die Euphorie und die Satire sind vom Spotlight in den Schatten der Kulisse getreten, es bleibt ein kontemplativer Monolog, Father John Misty erklärt sich auf seiner Bühne aus leitendem Piano und subtil gesteigertem Bläsereinsatz die Besonderheiten und Absurditäten der Liebe neu.
Entgegen dem geläufigen Narrativ der einzigartigen und nahezu unerreichbaren Liebeserfahrung einer dramatischen Kusszene aus Hollywood oder der perfekten Inszenierung des amourösen Zusammenlebens zweier, meist hetorosexueller, weißer und bis in die letzte Ecke des straffen Körpers durchgeplanter Instagram-Berühmtheiten, blickt Tillman auf eine speziellere Ebene. Auf Augenblicke, denen ebenjene Besonderheit abhanden gekommen ist, in denen das Unterbewusstsein weiß, dass früher oder später doch vielleicht endgültig gegangen wird. Seine Einordnung ist ehrlich und desillusionierend, sie bleibt ein Abgesang auf die Kommerzialisierung der Romantik, nicht auf die Gefühlswelt selbst. Father John Misty’s neues Album God’s Favourite Customer erscheint am ersten Juni bei SubPop und Bella Union.