Die beiden Brüder Loral und Ronnel Raphael leben in Nordlondon, haben eine sichtbare Schwäche für biometrische Passfotos, wilde Achtziger-Jahre-Gedächtnis-Frisuren und Avantgardismus. Mit „A Nation of Bloodsuckers“ haben sie außerdem noch was zur Situation in UK zu sagen und klingen dabei bitterschön.
Die besondere Musikerattitüde, nämlich diese Mischung aus Genie und Weirdo, haben die beiden Brüder von Sons Of Raphael mit ihren Anfang 20 bereits kompromisslos verinnerlicht. Bevor im Musikvideo zu „A Nation of Bloodsuckers“ die psychedelischen ersten Klänge des Songs beginnen, die an den Anfang von The Last Shadow Puppets‚ „Aviation“ erinnern, verliest Sänger Ronnel Raphael ganz avantgardistisch zuerst ein adaptiertes Credo.
„I believe in a God who believes in me more than I believe in him.
I was not born with a God, I inherited him from my father along with a
surname and a passport.
I hold a dual citizenship; in heaven and earth.
If I am not for myself who is for me? And being for my own self,
what am I? And if not now, when?”
Kurz darauf bewegt er schon die geladene Pistole in Kopfnähe. Die beiden Neo-Avantgardisten nehmen uns in ihrer shoegazig-verträumten Gitarrenmusik, deren verklärter musikalischer Schleier durch die zynischen und direkten Textzeilen aufgebrochen wird, mit auf einen düsteren Trip irgendwo zwischen Realität und Paralleluniversum. Die visuelle Kulisse der im Prolog angesprochenen Doppelexistenz in Himmel und Erde bildet ein spärlich beleuchtetes, unheimliches Karussell. Nach den beiden Songs „Eating People“ und „Rio“, die sich beide mehr im Bereich Post-Punk und Post-No Wave bewegt haben, geben Sons Of Raphael mit „A Nation of Bloodsuckers“ einen ersten Einblick in ihre im September erscheinende, gleichnamige EP.