Nie wieder analog – Gurr im Interview

Sechs Jahre nach der Gründung von Gurr stehen Laura Lee und Andreya Casablanca vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums. Im Interview geben die beiden uns unter anderem bereits erste Einblicke in den Entstehungsprozess.

„Hot Summer“ heißt der erste Vorbote des zweiten Albums von Laura Lee und Andreya Casablanca alias Gurr. Die beiden können uns zwar noch nicht verraten, wann die von so vielen Künstlern gefürchtete zweite Platte erscheinen wird – einen Einblick in die Produktion des Debüt-Nachfolgers geben sie uns im Interview trotzdem schon. Außerdem verraten sie uns, wie sie heiße Sommertage am liebsten verbringen und sprechen mit uns über deutsche Musik und Festivalkultur.

„Hot Summer“ ist der erste Vorbote von eurem zweiten Album. Wie steht ihr der Veröffentlichung des Debüt-Nachfolgers gegenüber? Viele Künstler haben ein bisschen Bauchschmerzen beim Gedanken an die Veröffentlichung des zweiten Albums – teilt ihr dieses Gefühl?

Laura: Es kribbelt uns auf jeden Fall gerade eher sehr krass in den Fingern, wieder was neues zu veröffentlichen. Das Einzige, was wirklich anders ist als bei unserem letzten Release, ist, dass wir beim zweiten Album nicht wirklich Zeit hatten, das Ganze in einem Stück aufzunehmen und zu mischen. Daher zieht sich der Prozess gerade etwas in die Länge. Aber wir haben auf jeden Fall super viel geschrieben und aufgenommen im letzten Jahr und hoffen, das Ganze dann bald rauszubringen.

Inwiefern hat sich nach der Veröffentlichung von „In My Head“ für euch beim Songwriting und der Produktion etwas geändert? Hattet ihr euch nach eurem Debüt vorgenommen, explizit etwas anders zu machen?

Laura: Nie wieder analog (haha)! Unser letztes Album haben wir ja komplett analog auf Band aufgenommen – es gibt auf dem ganzen Album glaube ich nur einen digitalen Schnitt. Für unser neues Album wollten wir uns da mehr Freiheiten lassen…

Foto: Rowan Allen

Andreya: Es war auch eine komplett neue Sache für uns, sich hinzusetzen und gezielt Songs fürs Album zu schreiben. Viele Demos sind Demos geblieben, und ein paar Riffs haben wir dann in ganze Songs ausgearbeitet. Bei „In My Head“ haben wir viele der Songs erstmal live gespielt bevor wir etwas aufgenommen haben.

Wie lief denn die Produktion des Nachfolgers ab?

Laura: Den Großteil haben wir im UFO Studio in Berlin aufgenommen. Aber „Hot Summer“ haben wir zum Beispiel in London in den Miloco Studios aufgenommen. Wir haben auch zum ersten Mal mit verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet, was für uns eine riesen Ehre war. Zum Beispiel ist der Produzent der Band Sunflower Bean, von denen wir große Fans sind, extra für unsere Aufnahmen nach Berlin gekommen. Das macht uns schon ein bisschen stolz!

Verratet ihr uns, wann etwa die neue Platte erscheinen wird?

Laura: Leider gibt es noch kein finales Releasedatum – aber die nächste Single wird auf jeden Fall ganz bald erscheinen.

Was macht Ihr denn idealerweise an einem „Hot Summer“-Tag?

Andreya: Früh aufstehen, um noch ein bisschen Prä-Hitze mitzubekommen und dann, für mich, ganz klassisch an den See oder ins Bad, wenn’s leer ist… Idealerweise wäre natürlich am Meer zu sein. Lange Zeit habe ich die Hitze und den Sommer richtig gescheut, aber seit ein, zwei Jahren sauge ich die Sonne lieber auf.

„Hot Summer“ ist einer unserer besten Songs des Monats Mai.

Ihr spielt in diesem Sommer auf vielen Festivals. Seid ihr eigentlich selbst auch Festivalgänger? Welche Festivals liegen euch besonders am Herzen – irgendwelche persönlichen Favoriten?

Laura: Für mich ist das Highlight des Festivalsommers auf jeden Fall schon, dass ich Dave Grohl auf dem Rock am Ring kennengelernt habe. Aber Immergut war auch schön – besonders als Ty Segall nach dem Stromausfall auf der kleinen Bühne gespielt hat.

Andreya: Ich fand das Immergut richtig toll – und eigentlich ist es immer schön, wenn viele Bands spielen, die man kennt. Dann ist das so wie mit FreundInnen auf einem Festival zu sein.

Wie steht ihr im Allgemeinen der deutschen Festivalkultur gegenüber?

Laura: Puh, ich weiß gar nicht, ob es da international so Unterschiede gibt?

Andreya: Ja, ich glaube wenn Asi, dann überall Asi. Und die coolen Festivals gibt es auch überall. Letztes Jahr haben wir in England auf dem Latitude Festival gespielt und das war so überraschend cool! Total familiär und kreativ, aber dennoch echt groß.

Wenn abends im Zelt auf der Aftershow Oasis gespielt wird. Mitsingen oder an die Bar gehen?

Laura: MITSINGEN!

Andreya: Und ich hol‘ die Drinks für Laura an der Bar.

In Deutschland bedient ihr mit eurer Musik noch eine Nische, obwohl ihr in UK und den USA viele Weggefährten habt. Wie erklärt ihr euch das? Was läuft an der musikalischen Sozialisation in Deutschland anders bzw. falsch?

Andreya: Also ich glaube nicht, dass es falsch ist. Es kann ja nicht überall die gleiche Musik geben. Ich weiß auch nicht, was hier anders läuft – und ich weiß, dass ich oft daran verzweifele, aber es wäre auch langweilig, wenn es hier die gleichen Bands gäbe wie in den USA und in England. Dass es hier sowas wie Klaus Johann Grobe oder Bilderbuch gibt, ist ja auch einmalig. Und wir freuen uns auch total über den Support von der deutschen Musikszene wie zum Beispiel von Kraftklub.

Denkt ihr, dass es als deutschsprachige Band schwieriger ist im Ausland Fuß zu fassen?

Andreya: Also, wenn deine Lyrics deutsch sind auf jeden Fall. Dazu fallen mir nur Rammstein und Nena ein, und die bedienen beide krasse Genres. Aber eine Band wie Alphaville hat ja auch einen weltweiten Hit geschrieben – oder Milky Chance touren auch ausverkauft durch die USA. Ich glaube generell schwappen wenige deutsche Bands auf internationale Touren, die jetzt kein massiv großes Level erreicht haben. Aber das finden wir total spannend.

Und zu guter Letzt: Was sind die heißen Musikempfehlungen für den Sommer?

Andreya: Ich finde alle neuen Singles von Mavi Phoenix, wie Yellow und Bite richtig gut. Mir gefällt der Sound total.

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