„Niemals“ überraschte uns Anfang des Jahres nicht nur als hymnisierte Anti-Haltung gegen die Generation „FAKE“, sondern vor allem auch als bisher zugänglichster Nerven-Song. Jetzt gibt es dazu auch noch das passende Musikvideo, in dem die Musiker selbst nur einen Gastauftritt haben.
Hits zu machen, das war wohl nie der Anspruch der wahrscheinlich stärksten Live-Band Deutschlands. Lange Instrumentalteile mit wuchtigen, ausartenden Ausbrüchen, kryptische, düster, geflüsterte bis geschriene Texte, Tempo- und Lautstärkenwechsel und bewusst entgleiste Songkonstruktionen haben als Songelemente wohl auch nichts in der Agenda der großen Hitproduktionen verloren. Doch auch Fans der deutschsprachigen Düsternis haben ein Anrecht auf ihre (Anti-)Hymnen. Schließlich braucht es auch ein Statement gegen die von Narzissmus und Hedonismus geprägten Feelgood-Aufrufe der Deutschpoeten.
„Finde niemals zu dir selbst“ trifft das Ganze ziemlich gut. Die von Bassist Julian Knoth gesungenen Zeilen über die pessimistische Einsicht der Aussichtslosigkeit erscheinen im bisherigen Nerven-Werk ironischerweise als die zugänglichsten und wirkungsvollsten. Vielleicht ist ja sogar der ein oder andere Abiball-Aftershowparty-Einsatz drin. Bis dahin solltet ihr euch das Musikvideo zu „Niemals“ anschauen. Darin befindet sich die suchende Protagonistin auf einer Coming-Of-Age-typischen Reise durch Stadtbilder und Landschaften bis sie sich am Ende begleitet durch den vorangehenden Nerven-Sound im Meer treibend ihrem Außenseiter-Schicksal hingibt.