Die bis jetzt 50 besten Songs des Jahres

Client Liaison – Off White Limousine

Man schreibt einen erstklassigen Dancetrack, der Größen wie George Michael und Prince ganz ungeniert adaptiert, setzt sich im Video in schicken 80er Jahre Perücken samt eigener Erschießung dramatisch in Szene und zeigt, wo’s humor- und karrieretechnisch hingehen soll. In Australien sind Client Liaison schon ein Stück weiter, was die öffentliche Bekanntheit angeht, also hoffen wir, dass das Duo demnächst auch in Europa richtig Fuß fassen kann. Wem’s gefällt, sollte sich auch unbedingt mit  „World of our Love“ weiterhören.

Joan – Take Me On

Käsiger wird’s zumindest in dieser Liste nicht mehr. Die Jungs von Joan schmachten in ihrer Synthie Hymne was das Zeug hält und sind sich zu keiner Sekunde zu schade, volle Kanne kopfüber in die Indie Klischee Tonne zu springen. Muss man mögen. Wenn ja, ist’s ganz herrlich zu hören.

Hugh – This Is How It Starts

Hugh legen Anfang des Jahres einen Mix aus RnB, Elektro und Soul vor, der ganz unaufgeregt und klar nach britischer Großstadt klingt, ohne dabei zuviel zu wollen. Ein Song, der sich Zeit lässt, eine Melodie zu finden und der sich in Ruhe entwickelt, um die Stimmung der zentralen Vocals von Izzy Brooks und Joshua Idehen ab und zu einzufangen, um sie dann im Chorus wieder ihre volle Wirkung entfalten zu lassen.

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Cigerattes After Sex – Apocalypse

Seit 2012 haucht und wispert Greg Gonzalez vom Finden der Liebe, ihrer Schnelllebigkeit und dem Zerbrechen letzterer, beziehungsweise dem Zerbrechen derjenigen, die ihr unvermeidlich ausgesetzt sind. Was mit „Nothing’s Gonna Hurt You Baby“ begann, wird auf dem dieses Jahr erschienenen Album in einer Konsequenz fortgesetzt, die in ihrer Absolutheit irgendwie nicht zur Nachdenklichkeit der Texte und dem vorsichtigen Schwimmen der Melodien passen mag. „Apocalypse“ sticht, vor allem wegen des abschließenden Parts, aus der manchmal erschlagenden Masse an Introvertiertheit heraus.

Lil Uzi Vert – XO TOUR Llif3

Philadelphia hat nach Allen Iverson wieder den größten Rockstar Amerikas hervorgebracht. Was hier auf einem TM88 Beat an Atmosphäre erzeugt wird, mag es in den letzten Jahren auf Soundcloud in Ansätzen bei unzähligen Jungs und Mädels gegeben haben, aber wie Lil Uzi die Mischung aus wahnsinniger Verzweiflung und überschäumender Ekstase in einen Popsong zwingt, dem man sich unmöglich entziehen kann, bleibt bis jetzt einzigartig.

Arcade Fire – Put Your Money On Me

Der vielleicht beste Song auf „Everything Now“, den man vor Veröffentlichung nicht kannte. Egal, ob das jetzt durch die Bläser im Hintergrund „Neon Bible-Vibes“ hat oder nicht, „Put Your Money On Me“ ist melodisch perfekt, baut sich über den Refrain nachdrücklich auf und überzeugt vor allem die Lyrics vom Gesangsduo Chassagne/ Butler, die so einnehmend wie rhytmisch abgestimmt zugleich sind. Hier hätten natürlich auch „Signs of Life“ oder „Electric Blue“ mit ihren jeweils hervorragenden Videos stehen können.

Die Selektion – Schatten

Der Opener zum Album mit dem in pathetischer Dramatik schier zerfließenden Titel „Deine Stimme ist der Ursprung jeglicher Gewalt“ macht all das richtig, was, die komplette Albumslänge betrachtet, leider nicht oft genug umgesetzt wird: „Schatten“ hat den Vorteil, dass sich der Song, als erster der insgesamt neun, ausreichend Zeit und damit Platz für die Tiefe des allumfassenden Minimalismus lassen kann und nicht, wie zuweilen vorkommend in zu kurze Songs gezwängt wird und damit oft zu direkt und roh erscheint. Herauskommt ein atmosphärisch stark aufgeladener Song, der in seiner Wirkung extreme Weite und trotz der auf eine Parole reduzierten Lyrics emotionale Komplexität entfaltet. Die Stuttgarter erschaffen mit „Schatten“ einen Albumsauftakt, an dessen Größe sie im Verlauf ihres Erstlingswerks nur selten anknüpfen können.

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Slowdive – Star Roving

Das Anfang Mai erschienene Comebackalbum ist sowohl von Fans wie von Kritikern äußerst positiv aufgenommen worden und zeigt eine Band, deren erfolgreichste Veröffentlichung ganze 24 Jahre zurückliegt und die damals im Schnitt um die achtzehn Jahre alt war. „Slowdive“ klingen 2017 nicht nach einer komplett neu erfundenen Band, müssen sie aber auch nicht. Die Weiterentwicklung ihrer schwärmerischen, suchenden Vision von Shoegaze zeigt sich in klareren Melodiestrukturen, ohne dabei die Erinnerung an die 90er auszulöschen.

Drake – Passionfruit

Aubrey Grahams Vorliebe für Dancehall Imitationen, die sich schon auf „Views“ feststellen ließ, bricht auf seinem Album-/Mixtape-/Playlistprojekt „More Life“ noch ein wenig mehr durch, einhergehend mit den hämischen Kritiken für selbige. „Passionfruit“ allerdings versteckt das Offensichtliche hinter weichen Drums und Snares und zeigt einen Drake jenseits der affektierten Weinerlichkeit und des angreifenden Machos. Steht ihm gut.

FLUT – Linz Bei Nacht

Bereits im Januar ließen FLUT mit ihrer Hommage an die Heimatstadt der Band anklingen, was wohl die nächste spannende Band aus Österreich sein wird. Im Laufe des bisherigen Jahres wussten die Jungs mit dem offensichtlichen Faible für 80er Vorbilder wie Steinwolke oder Spliff immer wieder mit neuen Songs zu überzeugen. „Linz bei Nacht“ ist mehr als Revival Denken oder Aufgreifen von bereits vorgefertigter Ästhetik oder Klangbildern, FLUT sind gerade erst am Beginn einer individuellen Sound Entdeckung, die wir nur allzu gerne mitverfolgen.

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