Sweet Pinklove – So war es bei Bilderbuch in der Alten Feuerwache in Mannheim

Neu, neuer Bilderbuch. Mit neuer Musik, begleitet von einer very pinken Lightshow, haben uns die Wiener den 15. April in der Alten Feuerwache in Mannheim ordentlich versüßt.

Allein die imposante Sneakerwand machte in der letzten Festival-Saison mehr als deutlich, dass Bilderbuch mittlerweile zu den absoluten Big Names der deutschsprachigen Musikszene gehört. Momentan touren die vier Muchahos mit ihrer 5000 Tour durch Deutschland und haben an einem gemütlichen Sonntagabend in Mannheim halt gemacht. Als Support begleitet sie Wandl, der mit seinem Album „It’s All Good Tho“ 2017 die alternative Hip Hop-Szene aufmischte. Live präsentierte sich der Österreicher zwischen Drum Pads und viel Dunkelheit. Schnell ertönten die ersten Klänge und schon hatte er die vollkommene Aufmerksamkeit des Publikums auf sich gelenkt. Sein souliger Gesang wird durch die spärliche Beleuchtung noch stärker in Szene gesetzt. Im wirklichen Leben wirkt der Musiker, der in diesem Leben wohl nicht mehr zu einer Rampensau wird, noch stimmgewaltiger als auf seiner Platte.

„It’s All Good Though“

Wandl war im vergangenen Jahr unsere Cover-Story

Fast schüchtern gestand Wandl dem Publikum, dass er nach fast einem halben Jahr Abstinenz wieder nur Cola-Flasche gegriffen hat. Dies schmälerte die Qualität seines Songs „Cola“ keineswegs. Das einzige Manko des freshen Sets ist das leise eingestellte Mikrofon, das bei Ansprachen das hintere Publikum kaum erreichte. Womöglich warteten die Hinterbänkler aber eh auf Bilderbuch, die zu deren Erleichterung fast pünktlich um kurz nach 21:00h mit einem gewaltigen Drum-Solo die Bühne betraten. Die rohe Gewalt von Philipp Scheibl und der aufbrausende Applaus ging dann in die erste Nummer über.

„Mr. Refrigerator“ nennt sich der neue Opener der Band, der die mögliche Richtung für neues Material vorgeben könnte. Der Song ist funky und hat die fast schon typisch humorvollen Lyrics von Maurice Ernst. Ein erster Hauch der Sexyness, die etwas später durch die Hitze noch weiter vorangetrieben werden sollte. Songs wie „SUPERFUNKYPARTYTIME“ oder „Bungalow“ heizten nämlich nicht nur die Menge ein, sondern auch die Band selbst. Doch ausziehen ist nicht, wie der Frontmann der Band charmant meinte. „Im Leben kriegt man nichts geschenkt. Auch keine nackte Haut“, merkt euch das.

Nach „Bungalow“ ging es mit dem Titelsong ihrer letzten Platte „Magic Life“ weiter. Es folgt „Barry Manilow“ und man konnte sich erstmals von der musikalischen Power der Band erholen und die Lightshow genießen. Denn obwohl diese laut Maurice Ernst lediglich eine Illusion darstellt, darf sie trotzdem mit viel Liebe bestaunt werden. Pinke Laserstrahlen treffen immer wieder auf dichte Nebelfelder, die zusammen ein Bilderbuch an pinken Nebelmeeren ergeben. Zeit für „natürlichen“ Nebel bietet der Song „Spliff“ der bei Club-Shows, warum auch immer, weniger gut ankommt als auf Festivals. Mit „sneakers4free“ huldigen die vier Musiker wieder die neue Weltreligion der Schuhe bevor sie mit „Softdrink“ für die nächste Erfrischung sorgen.

Immer wieder spielt die Band mit sneaky Wortwitzen mit dem Publikum und gibt so ganz nebenbei noch Einführungskurse in die österreichische Sprache. „Megaplex heißt bei uns in Österreich Kino“, und bei Bilderbuch bedeutet dies zeitlich, dass es wieder an der Zeit ist einen neuen Song zu spielen. Im Vergleich zu „Mr. Refrigerator“ kommt dieser etwas gemächlicher daher. So kann anschließend mit „Willkommen im Dschungel“ und dem darauffolgenden „Sprit n‘ Soda“ die Schmusezeit eingeleitet werden. Also legen uns Bilderbuch in ein pinkes Nebelbett und flüstern uns seicht „Sweetlove“ ins Ohr, als würde der Advent vor der Tür stehen.

Wer sich beim anschließenden „Baba“ durch das laute Mitgröhlen noch nicht verausgabt haben sollte, durfte dies dann bei dem wilden Finale der Band nachholen. Ab dem Zeitpunkt ballerte die Band mit „Maschin“, „Schick Schock“ und „OM“ nämlich alles an Hits raus, was sie so auf legalen Wege von Österreich nach Mannheim transportiert haben. Nach diesem ekstatischen Finale verabschiedete sich die Band brav und kurz bevor sie dann für zwei letzte Zugaben zurück auf die Bühne kommt. „Babylon“ erlaubt ein wiederholtes Spiel mit dem Publikum. Es zeigt aber auch, dass Bilderbuch in den letzten Jahren zu einer Band gereift ist, der man in Sachen Professionalität nichts nachmachen kann. Charmant ist aber, dass sie ihren Wiener Schmäh und die hippe Indie-Attitüde nie verloren haben.

„Sweet Pinklove“

Bilderbuch verabschieden sich mit der Ballade namens „Moonboots“ und geben damit auch den allerletzten Hatern ein zuckersüßes, pinkes Bonbon zum Abschied. Die vier Musiker haben sich die letzten Jahre immer wieder neu erfunden und leben in einem ständigen Wandel. Sinnbildlich dafür stehen auch ihre Live-Shows, die ohne alte Songs auskommen, dafür aber mit Auto-Tune, Laser-Lightshow und neuer Musik. Nur eine Konstante bleibt – die Sweetlove.

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