Gute Stube – So war es bei Kele Okereke im Karlstorbahnhof in Heidelberg

Für den Auftakt der 10. Edition des Queer Festival Heidelberg kam Kele Okereke in die gute Stube des Karlstorbahnhofs und spielte ein sehr persönliches Set. 

Am 1. Mai treffen sich Linke und Rechte auf den Straßen Deutschlands und bewerfen sich mit Steinen und schmeißen mit wilden Parolen um sich. Da tut es gut, dass mit Kele Okereke der Auftakt der 10. Edition des Queer Festivals in Heidelberg eingeleitet werden konnte, denn es sollte ein Abend wie bei guten Freunden werden. Den Beginn aber machte Tobias Bach, ein Singer/-Songwriter aus Heidelberg. 

Kurz nach 21:00 Uhr betritt er, wie aus einem anderen Zeitalter, die Bühne. Im Hintergrund steht ein Klavier und die gute Couch aus Omas Stube. Beste Bedingungen also, um über die guten Tage zu reden. Dies tat Tobias Bach mit einer akustischen Gitarre und einer Mundharmonika. Ganz im dylanesquen Stil sang er über die Liebe und die Landschaften dieser Welt. Mit dem Schließen der Augen konnte man in die Welt des Tobias Bach eintauchen, der uns Songs aus seinem Mini-Album Baby Let Me Follow You Down“ vorspielte und man hätte am liebsten laut „I’m Not There“ gerufen und wäre mit dem Musiker auf Weltreise gegangen. Nach einer halben Stunde wurde dieses Wunschdenken jedoch mit einem letzten Song beendet und es wurde Platz für Kele Okereke gemacht. 

Dieser stieg mit „Streets Been Talkin'“ auf den für ihn platzierten Stuhl und gab dem Publikum unmissverständlich zu verstehen, dass er viel zu erzählen hat. Kurz darauf begrüßte der Sänger von Bloc Party den bestuhlten Saal des Karlstorbahnhofs gut gelaunt und erklärte den Verlauf des Abends. Ein paar Songs und ein paar Cover sollten gespielt werden und man sollte einfach eine gute Zeit zusammen haben für die nächste Stunde. Und so spielte sich Kele Okereke nicht bloß durch sein neues Album „Fatherland“, sondern durch sein komplettes Oeuvre. Von einer akustischen Version von „Let Go“ über eine Coverversion von Elliot Smiths „Between The Bars“ war alles mit dabei. Immer wieder interagierte der Brite, der erst kürzlich zusammen mit seinem Mann einen Sohn adoptiert hat, mit dem Publikum. Diese Zeit nutzte er auch, um seine Gitarre immer wieder neu zu stimmen und um mit den Leuten über die Situation des Stuhls zu diskutieren.

Zusammen kam man dann zum Entschluss, dass es nett ist, wenn beide Seiten das Konzert sitzend genießen können. Sitzend konnte man sich eh noch besser auf seine Gänsehaut konzentrieren, die Kele Okereke das ein oder andere Mal bei einem selbst auslöste. So spielte er zum Beispiel herzzerreißende Acoustic-Versionen von „Blue Light“ oder „This Modern Love“, die wohl nicht nur Bloc Party Fans gefallen haben werden. 

Als Zugabe gab es dann noch ein weiteres Stück aus seinem aktuellen Album „Fatherland“ und ein Cover auf das der Musiker merklich stolz ist. Kele Okereke gab dem Klassiker „My Girl“ von The Temptations seinen ganz besonderen Twist und wandelte den Song in „My Guy“ um. Für dieses sympathisch unaufdringliche Bekenntnis gab es großen Beifall vom Heidelberger Publikum. Es war als hätte Kele Okereke seine ganz eigene Hymne für das Jubiläum des Queer Festivals mitgebracht und es zeigte zudem, dass ein einstiger Indie-Hero mittlerweile angekommen ist in seiner Welt und alleine diese Tatsache ließ einen die Stube nach einer guten Stunde harmonie-erfüllt verlassen.  

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