„success is just a smile away“ steht in der Bio des Instagram-Profils von Andy Kassier. Tatsächlich beschäftigt sich der Künstler, der in Berlin lebt, aber in der Welt zuhause ist mit den Themen Glück, Erfolg und Reichtum. Wir haben ihm ein paar Fragen zu seiner Gif-Kunst, Tinder und der Internetpräsenz von Mann und Frau gestellt.
Andy Kassier ist ein Entrepreneur wie er im Buche steht. Blind beherrscht er das Einmaleins des Unternehmerdaseins auf Instagram. Der Unternehmer von heute ist nämlich zugleich auch Motivationskünstler, Online-Philosoph und Werbemodel. Der in Berlin lebende Künstler hat an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. Er setzt sich in seiner Konzeptkunst mit Glück, Erfolg, Stereotypen und der Beziehung zwischen „Happiness“ und „Richness“ auseinander.
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Dazu macht er Social Media zu seinem Museum, wie er uns weiter unten im Interview verrät. Doch wozu die überspitzte Selbstinszenierung? Andy Kassier spielt bewusst mit unserer Wahrnehmung und legt uns hochpolierte Bilder auf den Servierteller namens Instagram. Immer wieder findet man die Hashtags #sun, #palms oder #goodlife unter seinen Aufnahmen wieder, die vor allem eines verdeutlichen sollen: Dieser Typ hat es geschafft. Damit tanzt er nicht bloß der Neidgesellschaft auf der Nase herum, sondern hinterfragt auch unterschwellig die Rolle der Männlichkeit auf Social Media Plattformen.
Im Gegensatz zu Frauen, bei denen auch nach der #metoo-Debatte weiterhin die Schönheit im Vordergrund steht, wird bei den Männern großen Wert auf den Ausdruck von Macht gelegt. Gängige Protzobjekte wie Uhren, teure Sonnenbrillen oder polierte Schlitten tauchen ebenso auf wie das gängigste Statussymbol unserer heutigen Zeit: Reisen. Was davon echt ist und was nicht, bleibt oft unklar. Doch vor allem zeigt der Künstler was man besitzen kann, nicht was er besitzt.
Kassier hat sich einen eigenen Mikrokosmos geschaffen, in dem nichts unmöglich scheint.
#wanderlust spielt in Zeiten von Social Media eine Rolle wie nie zuvor und so trifft man Andy Kassier in Form von Selfies in Cape Town, New York oder auf den Seychellen wieder. Mittlerweile beschränkt sich die Kunst des Künstlers aber nicht bloß auf Selfies und Selbst-Portraits. Kassier hat sich einen eigenen Mikrokosmos geschaffen, in dem nichts unmöglich scheint. „Taking risks and succeeding makes you a winning player“, scheint bei ihm vollends aufzugehen, denn er macht es zu einem aussichtslosen Unterfangen, zwischen dem fiktiven und dem realen Andy Kassier zu unterscheiden. Der Ausdruck von Macht ist auch ein ausschlaggebender Punkt. Zum einen bestimmt Kassier selber, welche Welt er seinen Betrachtern zeigt, zum anderen forciert er trotz des Begriffes „social“ in Social Media eine Distanz zwischen der handelnden und der passiven Person.
Der neuste Coup des 2016 von der Saatchi Gallery ausgestellten Künstlers gibt dem Betrachter das Zepter in die Hand. Das Medium der Gifs ist mittlerweile fester Bestandteil in unserem Alltag. Sie sind problemlos auf Social Media Plattformen wie iMessage, WhatsApp, Facebook oder Instagram integrierbar. Andy Kassier hat sich diese enorme Reichweite zunutze und sich selbst als Gif instrumentalisiert. Die Gifs des dargestellten Künstlers können von allen jeden Tag in jeder Lebenssituation benutzt werden. Dabei ist es gerade die Übertreibung, die seine Konzeptkunst derart reizvoll macht.
Eine Portion Sarkasmus und Ironie spielt in der heilen Welt des Andy Kassier nämlich immer eine Rolle. Anders als bei den Kardashians oder den selbsternannten Entrepreneurs ist ihm die Wirkung von Narzissmus und Protz bewusst. Da ist es dann schnell egal, ob man mit seinen Gifs gerade viral geht oder Bitcoins und Katzenvideos einem vielleicht doch bald wieder den Rang ablaufen – denn was sind ein Klick und ein weiterer Follower schlussendlich schon wert?
Deine Kunst ist von Werbebildern der 80er Jahre geprägt, ist aber gleichzeitig dem Zeitgeist der jetzigen Selbstdarstellungskultur nachempfunden. Gibt es irgendwelche konkreten Vorbilder an denen du dich orientierst?
Ich finde es interessant, was wir allein unbewusst alles in unserem Alltag aufnehmen, weil wir ständig von Werbung umgeben sind. Konkrete Vorbilder gibt es für mich nicht, eher ein Großes und Ganzes und bezieht sich immer spezifisch auf das Thema oder die Arbeit, an der ich gerade sitze.
Wenn man sich deinen Instagram-Account anschaut, bekommst du sehr oft Lob von sogenannten Motivationscoaches aber auch von Mode-Influencern. Wäre also das perfekte Bild auf Instagram ein Werbe-Look mit einer motivational Quote?
Es gibt kein perfektes Bild, sondern nur Kontinuität, die am Ende den Account und alles was ringsherum ist ausmacht. Jedes Bild ist abhängig davon, was man überhaupt für einen Account hat und welche Strategie für einen da wichtig ist.
Woher entnimmst du diese Strategien? Handelst du auch viel intuitiv?
Es geht immer darum, etwas zu lernen, ich würde Bücher lesen und Youtube schauen empfehlen. Ich handle meist konzeptuell, allerdings ist auch wichtig, dass ich dabei Spaß habe.
Hast du bereits, wie „normale“ Influencer, Angebote für Product Placements bekommen?
Ja, aber mache ich nicht, weil meine Arbeit ja ihre Aussage dazu trifft.
Mit deinen GIFs auf Instagram hast du ein Bildmedium für dich besetzt, das dem Internet allein vorbehalten ist. Wie kamst du darauf, ausgerechnet das Medium für dich zu nutzen?
Ich arbeite mit sehr vielen Medien und ein Stück Marmor ist doch viel einschränkender, weil es nur die Leute sehen können, die zur Ausstellung kommen, oder? Das Internet ist für fast jeden zugänglich. Mein großes Problem mit der meisten Kunst ist, dass diese nur einem kleinen Kreis von Leuten zugänglich ist und ich versuche meine Arbeit weiter zu streuen, deswegen arbeite ich mit so vielen verschiedenen Medien.
Gibt es deiner Meinung nach Unterschiede in der Internetpräsenz von Frauen und Männern?
Diese Frage ist so komplex, dass wir Jahre lang daran arbeiten könnten, sie beantworten. Allein die Verallgemeinerung aller Frauen und Männer ist eigentlich falsch, weil alle unterschiedlich sind. Aber hier eine viel zu kurze Antwort: Wenn ich mir auf Instagram die Profile der meisten Basic Männer und Frauen anschaue (nicht alle), dann kann ich möglicherweise feststellen, dass es Frauen gibt, denen es sehr viel darum geht, ihr Aussehen und ihren Körper zu zeigen und dass es Männern gibt, denen es darum geht, Macht zu repräsentieren, sei es durch Autos, Freunde, Waffen oder Muskeln.
Die Gifs werden sogar von Internetgrößen wie @thefatjewish genutzt. Hättest du mit dem großen Erfolg gerechnet?
Es kann sich jeden Tag alles ändern, seitdem das erste Gif viral gegangen ist (20 Mio Views in 2 Tagen) überrascht mich das nicht, ich frage mich immer nur: Was kommt jetzt?
[metaslider id=“13984″]Welcher virale Internet-Trend ist dir denn als letztes besonders im Gedächtnis geblieben?
Bitcoins vielleicht! (lacht) Auch hier ist die Frage immer, was kommt als nächstes und in welcher Bubble befindet man sich gerade, denn meistens kann man dann schon vorher absehen, was als nächstes passieren könnte.
Ein großes Thema bei dir ist die Selbstinszenierung. Findest du, dass diese bei jungen Bands oft ein wenig verloren gegangen ist? Welche Tipps würdest du ihnen mit auf den Weg geben?
Ich kenne mich leider gar nicht mit jungen Bands aus, aber ich denke ein wichtiger Punkt ist , dass es nicht um das fertige Produkt geht, sondern um den Weg zum Ziel. Und dieser Weg lässt sich doch super auf allen Kanälen und auch in den Instagram Storys zeigen. Es geht hier um jeden kleinen Fortschritt, jedes Konzert, Proberaum, Studio, Tour. Das sind alles sehr spannende Sachen und geben einen super Einblick in den Alltag der Musiker. Das Schöne für die Fans ist ja schließlich immer sehr nah dabei sein zu können und die (tägliche) Entwicklung mit zu erleben. Das Schöne für die Fans ist ja schließlich immer sehr nah dabei sein zu können und die Entwicklung mit zu erleben.
Abgesehen von Influencern und #foodporn. Sind nicht eigentlich Tiere die heimlichen Stars auf Social Media?
Ne, denke ich nicht. Ich denke auch nicht, dass es heimliche Stars gibt. Jeder Star oder jede Person mit einem großen Following hat da harte Arbeite reingesteckt.
Wie würdest du den Andy Kassier von heute in einem Tinder-Profil beschreiben?
“I don’t use this app anymore, but you can follow me on Instagram : andykassier.“
Tinder habe ich seit Jahren nicht mehr benutzt.
Eine letzte Frage haben wir noch. Als Mann von Welt: Köln, Berlin oder doch Maui?
Ich denke Berlin ist sehr spannend gerade, auch weil es dort eine Große Cryptocurrency Community gibt und die Stadt im Vergleich zu allen anderen Städten in Deutschland einfach mehr ist wie das Internet. Man sollte bedenken, dass Berlin eine Hauptstadt ist und im Vergleich zu allen anderen tollen Hauptstädten sowie den kleineren Städten Deutschlands immer noch günstig ist. Das wird wahrscheinlich nicht mehr lange so sein.
Aber das schönste ist , wenn man sich jeden Tag aussuchen kann, wo man als nächstes hinfliegt, oder?