Grenzenlose Außenseiter – Iceage im Interview

Mit „Beyondless“ veröffentlichen Iceage aus Kopenhagen ihr mittlerweile viertes Studioalbum. Wir haben mit ihnen über die Zusammenarbeit mit Sky Ferreira und über Netflix-Serien gesprochen.

Seit sie Teenager sind teilen die vier Kopenhagener Elias, Johan, Jakob und Dan dieselbe Leidenschaft für Musik. 2008 gründeten sie aus genau dieser und etwas jugendlicher Langeweile die Band Iceage. Von Anfang an schrieben sie ihre Songs selbst und bekamen nach kurzer Zeit das Angebot, ihre erste Single zu veröffentlichen. Am 4. Mai diesen Jahres werden sie ihr viertes Album mit dem Namen “Beyondless” veröffentlichen. Die Singles “Pain Killer” und “Catch it” geben schonmal einen Vorgeschmack, worauf ihre Fans sich freuen dürfen. Worum es in ihrer neuen Single “Pain Killer” geht und die Geschichte ihres abstrakten Albumcovers haben mir Elias und Johan bei einem Tee in Berlin erzählt.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Sky Ferreira?

E: Während ich den Song geschrieben habe, habe ich mir überlegt, dass er sich zweistimmig – mit einer weiblichen und einer männlichen Stimme – besser anhören würde. Ich überlegte welche weibliche Stimme das sein könnte und kam schnell auf Sky Ferreira. Zum Glück stimmte sie ein mit uns zu arbeiten und ich finde sie hat einen großartigen Job gemacht.

Kanntest du sie bereits zuvor?

E: Nein, wir haben sie angefragt und sie hat zugestimmt.

I: Plant ihr weitere Songs mit ihr?

E: Wir haben keine konkreten Pläne. Wir wissen nicht wohin wir als nächstes gehen werden. Obwohl wir viele Ideen haben, kristallisiert sich erst im späteren Prozess heraus, was wir als nächstes tun werden.

J: Momentan ist das, das was wir machen. Wir wissen nicht genau was als nächstes kommt.

Worum geht es in “Pain Killer”?

E: Ich glaube, es geht um einen starken Wunsch oder ein Bedürfnis nach etwas, was nicht zwingend gut für dich ist. Was es ist, bleibt dem Hörer überlassen.

Wird eure neue LP “Beyondless” mehr in Richtung “Pain Killer” gehen oder mehr dem Stil von “Catch it” folgen?

E: Es geht in viele Richtungen aber gleichzeitig ist alles aus demselben Material herausgearbeitet, falls das Sinn macht.

J: Wir haben kein festgelegtes Ziel. Ich denke, alle Songs sind genauso unterschiedlich wie “Pain Killer” und “Catch it”.

E: Ich glaube “Beyondless” ist mehr eine Reise. Einiges davon ist düsterer und anderes ist etwas grooviger. Allerdings sind es viele kleine Ausschnitte verschiedener Emotionen, die zusammen einen großen Ausdruck ergeben.

J: In der Vergangenheit haben wir uns oft selbst Grenzen gesetzt, womöglich weil wir uns gewisse Sachen nicht zugetraut haben. Aber mit der Zeit haben wir gemerkt, dass wir uns immer mit dem identifizieren was wir tun und es wird immer ein Stück von uns sein. Das gilt auch für dieses Album. Die Songs wirken vielleicht sehr unterschiedlich aber zusammengetragen ergeben sie das was wir tun. Es ist von uns gemacht und wird von uns gespielt, ich denke, das sind die Fäden die es verbindet.

Wer schreibt die Songs?

E: Die Texte sind alle von mir geschrieben.

Elias, du bist auch als Solokünstler mit zwei Projekten unterwegs. Erzähle uns doch mal davon.

E: Eins entstand als Soloprojekt und endete mit einem Haufen Mitglieder inklusive Johan. Und dann habe ich noch eins, “Vår”, mit ein paar anderen Leuten und wir haben eine Platte veröffentlicht und dann haben wir uns irgendwie aufgelöst. Was auch immer man durchlebt bildet deinen Charakter welcher wiederum Einfluss auf deine Arbeit hat. Oder ob es letzten Endes neue Skills oder Wissen ist, welches man sich aneignet während man etwas Neues ausprobiert, sind alles Faktoren, die zu dem beitragen was in oder außerhalb der Band passiert.

 

Willst du jetzt erstmal deinen Fokus mehr auf Iceage legen als auf dein Soloprojekt?

E: Naja, jetzt im Moment haben wir das Album rausgebracht und ich glaube “Beyondless” gibt uns bereits Andeutungen was als nächstes kommen könnte.

Und was glaubt ihr, kommt als nächstes?

E: Es ist zu früh um das zu konkretisieren [lacht].

Spielt ihr lieber kleine, gemütliche Konzerte oder lieber auf Festivals?

J: Wir können beides. Aber ich würde nicht sagen, dass wir es gemütlich mögen. Wir können in allen möglichen Locations spielen. Es wirkt alles allerdings unterschiedlich. Ich glaube nicht, dass wir da irgendwelche Vorlieben haben, es sind nur unterschiedliche Formen der Aufführung.

E: Wir haben schon gute und schlechte Shows auf Festivals und in kleineren Locations gespielt. Ich glaube nicht, dass es die Größe ist die eine Rolle spielt.

Wie herausfordernd ist es für euch, die Stimmung, die ihr live erzielt auf eure Platten zu übertragen?

E: Es geht nicht so sehr um das Live-Feeling sondern mehr darum den Songs gerecht zu werden und so viel Seele wie die Songs benötigen auf die Aufnahme zu übertragen.

J: Es sind zwei unterschiedliche Arten der Aufführung. Es kommt einfach in zwei verschiedenen Arten und Weisen raus.

Welche Künstler haben euch beeinflusst, als ihr begonnen habt Musik zu machen?

J: Ich kann mich nicht mehr erinnern. Wir sind zusammen aufgewachsen und der Grund warum wir befreundet waren, waren dieselben Interessen. Es waren schon immer nur wir vier.

E: Wir haben uns über sowas gar keine Gedanken gemacht oder haben uns hingesetzt und es besprochen, es kam alles direkt von alleine. Wir waren Außenseiter die dieselbe Art und Weise hatten auf die Welt zu blicken. Wir mögen viele Stile, von Anarcho Punk bis zu eigenartiger Jazz-Musik.

Ihr werdet oft mit Nick Cave verglichen, dessen Song “Red Right Hand” der Soundtrack der Netflix-Serie “Peaky Blinders” ist. Wenn ihr zu einer Serie einen Soundtrack machen solltet, welche wäre es?

E: Keine Serie aber womöglich eher eine Dokumentation von David Attenborough.

Euer Plattencover ist sehr abstrakt. Wer hat es designt?

E: Wir trafen eine junge Frau in Kopenhagen, deren Großvater, welcher bereits verstorben ist, Marmorierungen anfertigte für Bücher und sie nahm uns mit in sein Archiv.

J: Sie macht das auch und es ist eine Mischung aus ihrer und seiner Arbeit. Den Aufbau der Platte haben wir selbst übernommen.

Wo würdet ihr am liebsten mal spielen?

J: Irgendwo, wo es schön und warm ist.

E: Und am liebsten Abends.

Fotos: Steve Gullick

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