Die Welt dreht sich um Cash – Tommy Cash im Portrait

Auch vier Jahre nach seinem Debütalbum wirft Tommy Cash noch mit Euroz, Dollaz, Yeniz durch die Musikszene. Ob seine Liebe für diverse Geld-Währungen dieser Welt geblieben ist? „¥€$“ist die Antwort und auch der Titel seines neuen Albums. Ein Liebeskind des HipHop und post-sowjetischer Underground Raves.

Tommy Cash der 1991 zeitgleich mit dem Zerfall der Sowjetunion in einem Randgebiet von Tallinn zur Welt kommt, fängt als Teenager mit dem Tanzen an und findet so auch zum HipHop. Heute wird er „Kanye East“ genannt, ist aber im ärmsten Viertel der estnischen Hauptstadt aufgewachsen. Seine ersten Konzerte gibt Tommy auf Underground Raves der Witchhouse- und Gabber-Szene. Dort lernt er auch die Produzenten seines Debütalbums kennen „Euroz Dollaz Yeniz“ kennen. Bei seinen Videos, die regelmäßig viral gehen, führt der ehemalige Kunststudent selber mit Regie. Die schwanken immer zwischen ironischen Referenzen und grandioser Selbstdarstellung.

Tommy Cashs Videos schwanken immer zwischen ironischen Referenzen und grandioser Selbstdarstellung

In seinem aktuellen Video „X-Rays“ inszeniert Tommy Cash sich als Kultgroßmeister, mit Röntgenblick aus gleich drei Augen. Schon in der ersten Minute verwandelt er seine Propagandahalle in einen riesigen Rave. Und das alles mühelos im blauen Satinanzug und Cowboyboots („Fuck Fashion“). Exzessiver Exorzissmus trifft im Video auf Baumumarmungen. Währenddessen bandelt im Song HipHop mit Witchhouse- und Hardcore-Rave-Beats an.

Allein schon das Albumcover zu „¥€$“ liest sich wie ein Millenial-Grafikdesign-Traum aus fluoreszierenden Tribals und einer herzförmigen Erde, gehalten von Tommy Cashs tättoowierten Händen („Cash Only“). Wer denkt, den Sound von Tommy schon zu kennen, wird auf „¥€$“ wieder aufs Neue überrascht. Das Album ist ein Clash der verschiedensten Genres und Referenzen. Gabber-Beats treffen auf Soundcloud-Rap. Auf Witchhouse-Chöre folgt ein Dancehall-Song. Genauso unterschiedlich sind auch die Artists, die mit am Album beteiligt waren.

Schon der Opener „Wait A Minute“ schlägt mit aggressiven Beats ein, produziert von Amnesia Scanner, einem Duo aus Finnland, das bekannt ist für ihre experimentellen Beats. Die mischen sie unter anderem aus den Sounds von brechendem Glas. Tommy rappt währenddessen darüber, dass er sich jetzt auch mühelos die Flasche Wasser für acht Euro auf dem Eiffelturm leisten kann.

Der Producer Boys Noize hat bei „¥€$“ mitgeholfen

Für „Mona Lisa“ hat Tommy Cash sich den US-amerikanischen Modedesigner Rick Owens für ein Feature ins Studio geholt. Der spielt Tommys Songs auch gerne mal bei seinen Runaway-Shows. Nach dem Rave-Hit „X-Ray“ folgen auf einmal Dancehall-Beats und das zweite eher ungewöhnliche Feature mit MC Bin Laden und dem Song „Brazil“. Tommy Cash, dem die Mischung noch nicht ungewöhnlich genug war, hat sich als Producer noch den Berliner House & Techno DJ und Produzenten Boys Noize für sein Album dazugeholt.

„Vegetarian“ ist im Grunde auf einem Sample des Soundtracks der 90er-Mystery-Kultserie „Twin Peaks“ von David Lynch aufgebaut. Nachdem die atmosphärische „Laura Palmers Theme“ ziemlich schnell mit einem Gabber-Beat unterlegt wird, rappt Tommy Cash „I don’t want no beef, I’m vegetarian“. Er erinnert damit an Yo-Landi Vi$$er vom südafrikanischen Rave-Rap-Duo Die Antwoord, mit denen er oft verglichen wird. Yo-Landi Vi$$er rappte schon in deren Hit ‚Baby’s On Fire‘ „I don’t got beef, cause I don’t eat no meat“.

In „Cool 3D World“ greift Tommy Cash sogar das Phänomen des Soundcloud-Rap ab und liefert einen echten sadboi-Song. Background Vocals singt die britische Pop-Sängerin Charlie XCX. Die hat Tommy auch schon für  ihr Musikvideo zu „Boys“ vor die Kamera geholt. Egal, wie vielseitig und voller Referenzen „¥€$“ eigentlich ist, im Grunde verdient es schon für den Songtitel „HORSE B4 PORSCHE“ einen Award.

Hier könnt ihr Tommy Cashs neuestes Video „X-RAY“ sehen:

Foto: Kertin Vasser

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