So war es gestern bei Porches im Karlstorbahnhof in Heidelberg

Im Mai feiert das Queer Festival Heidelberg sein 10. Jubiläum und so haben die Veranstalter es sich nicht nehmen lassen mit Porches bereits einen Top-Act zur Pre-Show einzuladen. 

Porches ist einer dieser Acts, der eigentlich nicht mehr vorgestellt werden müsste. Da der Saal im Karlstorbahnhof gestern aber nicht ausverkauft war, bedarf es trotzdem einer kurzen Vorstellung. Porches ist das Projekt des New-Yorkers  Aaron Maine, der auf drei Alben die Sadness unserer Generation mit einem ästhetischen Groove versieht. Gestern stand der Musiker mit seiner Band als Pre-Show des Queer Festivals in Heidelberg auf der Bühne.

Kurz nach 21:00h traten die fünf Musiker vor das erwartungsvolle Publikum und spielten mit „Deliver Me“ gleich einen neuen Song. Die Tradition des Karlstorbahnhofs wurde also gleich von dem Act verinnerlicht. Denn neben bekannteren Bands, steht das Booking des Karlstorbahnhofs auch immer wieder für Entdeckungen. An dem besagten Abend, sollte man aber nicht bloß musikalisch auf Entdeckungsreise gehen, sondern auch in die Gefühlswelten von Aaron Maine und manchmal auch von sich selbst. Durch die Location wurde eine gewisse Intimität zwischen Porches und den Zuschauern geschaffen. So erzählte er im warmen Beisammensein von dem schönen Ausflug durch die Heidelberger Altstadt und davon, dass er sich gut aufgehoben fühlt. 

Mit Songs wie „Mood“, „Find Me“ oder „Be Apart“ wurde man schnell zum Tanzen eingeladen. Porches schafft es mit seiner Musik, dass man seine Ängste und Selbstzweifel für einen kurzen Moment okay findet und sie einfach mit ins Geschehen nimmt. Schwächen dürfen offenbart werden und müssten nicht länger verdrängt werden. Offenheit ist eine Thematik, die die Musiker immer beschäftigt. Da wird auch mal verziehen, wenn nach der Ankündigung zu „Ono“ nicht frenetisch geklatscht wird. 

Auch musikalisch kann man dem Musiker aus New York nur verfallen. Die Beats und Drums werden nie von der starken Stimme überboten und so singt sich Aaron Maine an diesem Abend sicherlich nicht nur in unsere Herzen. Porches verteilen großzügige Kompliment an das Publikum und behaupten beispielsweise, dass einem das rote Licht sehr gut zu Gesicht steht. Nach weiteren Songs wie dem gitarrelastigeren „Car“ oder dem verträumten „Glow“, auf den ein Toro y Moi sicherlich stolz wäre, beginnt die Band von vergangenen Konzerten zu berichten. In dieser Unterhaltung wird deutlich, dass Porches immer am besten performen, wenn auch das Publikum dem Projekt mit Offenheit und guter Laune entgegen kommt. 

Während des Konzerts wird einem immer wieder das Gefühl vermittelt, dass die Welt der Künstler gar nicht so glamourös ist, wie man meinen könnte. Auch Maine und seiner Crew steht es zu auf der Bühne mal launisch, mal mürrisch zu reagieren. „Okay, this is strange“, bricht es auf dem New Yorker heraus, als er nach dem Applaus nochmals für eine Zugabe die Bühne betritt. Mit dieser Nummer und einem feuchten Auge lässt der Musiker uns nach etwas mehr als einer Stunde wieder alleine und man bleibt mit der Erkenntnis zurück, dass die Ehrlichkeit und Selbstfindung fast immer überwiegt. Nur muss Deutschlands Musiklandschaft diese Ehrlichkeit und den Flow von Porches erst verstehen. 

 

Fotos: Christian Bartle

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