Sinkane – Mean Love

Der Trend geht zum Soft Rock. Sean Nicholas Savage, Connan Mockasin, Mac DeMarco – so unterschiedlich diese Künstler sein mögen, es schwingt auch immer eine Note Adult Contemporary in ihren musikalischen Ergüssen mit. Connan Mockasin ist inzwischen gar der Fleisch gewordene Kuschelrock-Sampler. Wer Sinkane kennt, fragt sich jetzt (und ahnt Schlimmes), warum dies der Review seines dritten Albums „Mean Love“ vorangestellt wird. Kleiner Hinweis: Schaut euch mal den Titel an.

Die ersten Töne sind, wie auf dem Vorgänger „Mars“, zunächst einmal funky und heiß. Die Keyboardfigur von „How We Be“ macht sogar fast noch mehr Stimmung als „Runnin'“, das „Mars“ eröffnete. Elektronischer und langsamer zwar, aber groovy as hell bringt es selbst den stursten Tanzmuffel zum synchronen Kopf- und Fußwippen. „New Name“ ergänzt dann noch die afrikanischen Klänge und erneut tolle Blechbläser. Sinkane, bürgerlich Ahmed Gallab, ist sudanesischer Herkunft und hat unter anderem mit Yeasayer und of Montreal gespielt. Auf seinem Solodebüt und Album Nummer Zwei mischte er die psychedelische Seite jener Bands mit sonniger Bildsprache und Disco-Elementen. „New Name“ ist das perfekte Beispiel für diese Verschmelzung disparater Elemente, die man so ähnlich auch von den Isländern von Retro Stefson kennt. Also alles beim Alten?

Die ersten zehn Minuten bringen eine neue Stimmung in Sinkanes Songs. Vor allem durch die dramatischen Bläser auf „New Name“ und Gallabs ausdrucksstärkeren, zavala-esquen Gesang auf „Yacha“ bekommt man zum ersten Mal das Gefühl, dass hinter Sinkane mehr steckt als nur Strandbars und gepflegtes Abhängen à la MC Fitti. „Mean Love“ dreht sich um die wahren, wichtigen Gefühle. Dementsprechend zeigt das Cover auch keinen sonnenbebrillten Gallab in Badeshorts am Strand mehr, sondern nur noch seinen Kopf, ein nachdenklicher junger Erwachsener im Schatten. Leider wandelt er wie auch Sean Nicholas Savage auf dem sehr, sehr schmalen Grat zwischen Romantik und Kitsch – und fällt mehr als einmal zur falschen Seite.

Bereits beim vierten Song nutzt sich das Bassgenudel so langsam ab. „Moonstruck“ gehört zum Schlimmsten, was Sinkane bis jetzt geschrieben hat: Es fängt an wie die Musik aus der Almased-Werbung und wird danach nur noch grausamer. Ein Refrain aus „Je t’aime“s mit „ooh“ hauchenden Backing-Sängerinnen – ja ja, französisch gleich Liebe, die Idee stirbt wohl auch nicht aus. Weitere Klischees folgen auf dem Fuß: Steel Guitar, die irgendwo zwischen Hawaii und Western schwebt; Falsett und Schunkeltempo; Keyboards, die Barry White neidisch gemacht hätten usw.

Vielleicht liegt es daran, dass man sich nach drei mittelmäßigen bis grandiosen Alben der cheesy Sorte beim Hören von „Mean Love“ fühlt, als hätte man gerade, alleine am Valentinstag, die vierte Packung Pralinen in sich reingestopft. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass die Idee hinter dem Album nicht zu Ende gedacht worden ist: zu halbherzig, um den Soundtrack für einen romantischen Abend zu liefern („Son“ zeigt zumindest musikalisch, wie es geht; „Omdurman“ hingegen suggeriert Sinkane auf einer Jahrmarktbühne), zu abwechslungsarm, dass man nicht doch eher zum gelungenen „Mars“ greift.

Beste Tracks: „How We Be“, „Yacha“, „Son“

VÖ: 29/08 // City Slang

Hier könnt ihr euch „How We Be“ anhören:

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Fichon

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