Die Summe all der Dinge – METZ im Interview

Im Juli kommen die Kanadier von METZ für Konzerte in Leipzig und Berlin nach Deutschland. Um die Vorfreude zu verkürzen, haben wir mit Sänger und Gitarrist Alex Edkins unter anderem über die Musikszene in Toronto und die Produktion von „Strange Peace“ gesprochen.

Über hundert Konzerte spielen Alex Edkins, Hayden Menzies und Chris Slorach jedes Jahr weltweit. Für ihre unglaubliche Energie und ihren brachialen Live-Sound werden sie vom Publikum gefeiert. Dass die Chemie automatisch stimmt, wenn das Trio auf die Bühne tritt, ist wohl auch der Grund dafür, dass METZ noch existiert und die Freude am gemeinsamen Musik machen sich nicht verflüchtigt, so Sänger und Gitarrist Edkins im Interview. Er verrät uns außerdem, wieso Toronto seine fruchtbare Musikszene mehr fördern sollte und welche Erfahrungen das Dreiergespann bei der Produktion des letzten Albums „Strange Peace“ sammeln konnte.

Wie kam es zur Gründung von METZ?

Hayden und ich trafen uns 2005 in Ottawa. Wir teilten eine gemeinsame Vorliebe für Punk und Hardcore. Wir gingen auf die gleichen Konzerte und schauten uns die Shows unserer Bands an. Er spielte in einer Band, die ich mochte: Three Penny Opera. Es ist eine relativ kleine Stadt mit einer kleinen Musikszene, so war es unmöglich sich aus dem Weg zu gehen. Wir haben angefangen, vor der Arbeit in seinem Keller Musik zu machen – ich arbeitete zu dieser Zeit Nachtschichten in einer Küche. Aus dieser Musik wurde schließlich METZ. Nach unserem Umzug nach Toronto trafen wir Chris und begannen, unsere ersten richtigen Shows zu spielen.

Wie würdest du eure Heimatstadt Toronto als Ort zum Musikmachen beschreiben? Wie nimmst du die lokale Musikszene wahr?

Es ist trotz schlechter Bedingungen ein Ort, an dem unglaubliche Musik gemacht wird. Die Musikszene in Toronto wirkt auf uns inspirierend. Sie wächst und verändert sich auf interessante Art und Weise. Ich bin von jedem, der in Toronto Musik macht, beeindruckt, weil es scheint, als wäre man zum Scheitern verurteilt. In letzter Zeit wird Toronto immer ungünstiger für Musiker und Künstler. Die Lebenshaltungskosten sind so hoch, dass Musiker beginnen, wegzuziehen. Es ist bedauerlich, denn indem man Musiker und Künstler zwingt, zu gehen, nimmt man der Stadt genau das, was sie besonders machte, als ich herzog. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Musikkultur durch Eigentumswohnungen ersetzt wird. Auf unserer letzten Tour durch Asien und Europa sprach ich mit vielen Menschen, die das Gleiche auch über ihre Städte sagten.

Geografisch gesehen stammt ihr aus Toronto. Doch woher kommt ihr, wenn es um die Musik geht?

Wir sind die Summe all der Dinge, die wir lieben. Tausend verschiedene Orte.

Welchen Einfluss hat Toronto auf den Sound von METZ?

Ich denke, METZ ist ein direktes Produkt von Toronto. Es kann ein sehr harter und befremdlicher Ort sein und ich denke, dass der Großteil der Lyrics (insbesondere vom ersten Album) das widerspiegeln. Es ging um jemanden, der versuchte, sich an eine scheinbar feindselige Umgebung zu gewöhnen. Ich kämpfe immernoch jeden Tag mit der überwältigenden Natur der Großstadt. Ich liebe und ich hasse es.

Euer drittes Album „Strange Peace“ habt ihr mit Producer Steve Albini live aufgenommen. Wie hast du diese Produktion erlebt? Welche Dinge liefen im Vergleich zu den ersten beiden Aufnahmen anders?

Ich habe die Erfahrung wirklich genossen. Es war in beinah jedem Fall anders für uns. Wir haben live auf Band aufgenommen und Overdubs auf ein Minimum reduziert. In der Vergangenheit haben wir die Instrumente über Monate hinweg in verschiedenen Studios eingespielt. Mit Steve haben wir vier Tage an einem Ort verbracht und es gab kein Zurück. Wir schliefen im Studio und nahmen den ganzen Tag auf – sehr schnell und ohne uns im Nachhinein viel anzuzweifeln.

Wie hat diese Art der Aufnahme eure Songs beeinflusst?

Das Live-Recording kreierte einen unverfälschteren Klang. Ich denke, „Strange Peace“ ist klanglich unser klarstes und rohstes Album. Der gesamte Sound wurde weniger verarbeitet und glatt geschliffen, aber als Ganzes gesehen ist es die Aufname mit der größten Wiedergabetreue, die wir erreichen konnten. Die Ausführung ist roh, aber die Aufnahme auf Steves Seite ist ziemlich makellos. In der Vergangenheit war unsere Tendenz eher, jeden einzelnen Sound zu manipulieren…

Wie kam es denn zu der Kooperation mit Steve Albini?

Wir waren uns alle einig, dass seine Herangehensweise eine willkommene Abwechslung für uns wäre. Wir wollten uns einfach auf das Spielen der Songs konzentrieren.

Was inspiriert euch, wenn ihr neue Songs schreibt?

Neuland. Ich denke unser Ziel ist es, an unsere eigenen Grenzen zu gehen und die Idee dessen, was die Band sein kann, zu erweitern.

Welche Musiker inspirieren euch am meisten? Gibt es Bands, die du uns ans Herz legen würdest?

Gerade stehe ich ziemlich auf DEVO.

Eure Musik ist wirklich laut und energetisch. Viele Leute feiern eure Live-Auftritte. Wie kommt ihr bei euren Proben in die richtige Stimmung dafür? Wie bereitet ihr auch auf Konzerte vor?

Unsere Live-Chemie entsteht immer automatisch. Ich denke, das ist der Grund dafür,  dass es uns noch gibt und wir es immernoch lieben, gemeinsam Musik zu machen. Weniges passiert vorsätzlich und es wird auch wenig darüber diskutiert. Diese eine Stunde auf der Bühne ist der beste Teil des Tages und wir wollen sichergehen, dass er so gut wie möglich ist.

Wie entspannst du während der Tour? Habt ihr irgendwelche Traditionen, wenn ihr gemeinsam unterwegs seid?

Im Van Bücher zu lesen, hält mich fit und entspannt mich. Unsere Tradition war einmal, so viel Alkohol wie möglich zu trinken, aber das ist nicht länger der Fall.

Hattet du schon einmal Zeit, Leipzig zu entdecken? Hast du schon irgendwelche Lieblingsplätze hier?

Meine lebhafteste Erinnerung an Leipzig stammt aus der Zeit vor METZ. Hayden und ich spielten auf unserer ersten und einzigen Europatour mit einer anderen Band (The Grey) im Zoro. Es war gemeinsam mit Baroness und Torche und ich liebte die Show und den Ort. Als wir von dieser Tour zurückkamen starteten wir mit METZ.

METZ live:

18.07.2018 – Leipzig, UT Connewitz
19.07.2018 – Berlin, Cassiopeia
16.08.2018 – Bremen, Schlachthof

Foto: Ebru Yildiz

Englische Version
How did METZ start out?

Hayden and I met in Ottawa around 2005. We shared a mutual love of punk and hardcore music. We would go to the same shows and watch each others bands play. He played in a band I like called Three Penny Opera. Its a relatively small city and music scene so it was impossible to avoid each other. We started making music together in his basement before work (I was working night shift in a kitchen). That music eventually became METZ.  We met Chris in Toronto after moving there and began to play our first real shows.

How would you describe your hometown Toronto as a place to make music? How would you describe the local music scene?

A place where incredible music is made in spite of incrediblely inhospitable conditions. The Toronto music community is very inspiring to us and is always growing and changing in interesting ways.  I’m impressed by anyone who can make music in Toronto because it seems like you are set up to fail. Lately, Toronto is becoming more and more inhospitable to musicians and artists. The cost of living is so high that musicians are beginning to move away. It’s unfortunate because by forcing musicians and artists out you take away the very thing that made Toronto special when I first moved here. I think its only a matter of time until Toronto replaces its music culture with condominiums. On our last European and Asian tours I spoke with many people who were saying the same things about their cities.

You’re from Toronto geographically. But where are you from musically?

We are the sum of all the things we love. One thousand different places.

Which impact does Toronto have on the sound of Metz?

I think METZ is a direct product of Toronto. It can be a very harsh and alienating place and I think most of the lyrics (especially the first album) illustrate that. It was someone attempting to acclimatize to what seemed to be a hostile environment. I still struggle with the overwhelming nature of the big city everyday. I love it and I hate it.

You recorded your third record „Strange Peace“ with producer Steve Albini live. How did you experience the production? Which things worked differently compared to the first two recordings?

I really enjoyed the experience. It was different for us in almost every way. We recorded live to tape and kept overdubs to a minimum. In the past, we had tracked instruments seperately often in different studios and over several months. With Steve we spent 4 days in one place and there was no looking back. We slept at the studio and recorded all day. Really fast and very little second guessing ourselves.

How did the live music tracking affect the songs you wrote?

Recording live created a much more un-effected overall sound. I think Strange Peace is our cleanest sounding album and also the most raw. The sounds are less processed and polished but as a whole it is the most high fidelity recording we’ve managed to make.  The performances are raw but the recording on Steve’s end is quite pristine. In the past our tendency was to red line or manipulate every single sound…

What led to the cooperation with Steve Albini?

We all agreed that his approach to recording would be a welcome change for us.  We wanted to just focus on playing the songs.

What inspires you while writing new songs?

New ground. I think our goal is to push our boundaries and expand our idea of what the band can be.

Which musicians inspired you most? Are there any bands you would recommend?

Right now I’m on a pretty heavy DEVO kick.

Your music is really noisy and energetic. A lot of people are celebrating your exhausting live shows. How do you create the right mood in your rehearsals? How do you get ready for a live show?

Our live chemistry has always been automatic. I think that is why we’ve lasted so long and we still love to play music together. There is very little premeditation or discussion that happens. The one hour on stage is the best part of the day and we make sure that it is as good as it can be.

How do you relax while touring? Are there any traditions?

Reading books in the van keeps me sane and relaxed. Our tradition used to be to drink as much booze as possible, that is no longer the case.

Did you have some time to explore Leipzig? Do you have any favorite places here?

My most vivid memory of Leipzig was from before METZ existed. Hayden and I played in a different band (The Grey) and we played a show at Zoro on our first and only European tour. It was with Baroness and Torche and I really loved that show and that place. When we got home from that tour we started METZ.

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