So war das Maifeld Derby 2017 – ein (fast) ausnahmsloser Liebesbeweis

„Hi, im Mitski. Please don’t forget to put suncream on“, und Recht hatte die Musikerin. Der Sonntag war wohl einer der sonnigsten Maifeld Tage aller Zeiten und eine verdiente Belohnung für die Veranstalter. Der Sound von Mitski offenbarte sich übrigens als deutlich schroffer als auf Platte und erinnerte sehr an den Auftritt von Waxahatchee von vor ein paar Jahren. Da wir unsere Sonnencreme natürlich nicht dabei hatten, befolgten wir brav Mitskis Rat und machten uns bereits frühzeitig ins Palastzelt um einem der Highlights des Festivals entgegenfiebern zu können. Whitney, nicht die Houston, sondern die Reste von Smith Western, gaben sich die Ehre.

Ein singender Drummer alleine reicht ja schon meistens um zu überzeugen, wird er dann aber noch von ’nem angetrunkenen und trotzdem virtuosem Ensemble begleitet, schlägt das Liebhaber-Herz im Quadrett. Für das Oktagon hat es leider nicht gereicht, da wir uns das sommerliche Set einfach lieber auf der Fackelbühne gewünscht hätten. Kühles Craft Beer und Whitney schreien einfach nahezu nach Perfektion. Von brav und angeheitert ging es dann mit King Gizzard and the Lizard Wizard schnell über zu wild und ausgeleiert. In den ersten Minuten wusste der anmutende Psych-Stoner-Sound der Band mit dem coolsten Namen im Line-Up zwar noch zu gefallen. Schnell wurde das Set aber ein wenig repetitiv und man würde den Jungs doch gerne mal ins Ohr flüstern, dass vier Alben-Releases in einem Jahr weniger cool sind, als man denken mag. Da denkt man gerne zurück an Spoon, die mit ihrem angenehmen Set Bock auf mehr gemacht haben.

Whitney auf dem Maifeld Derby 2017

Anschließend lohnte es sich einen Rundgang auf dem Gelände zu machen und festzustellen, dass auch hier ein wenig von der angepriesenen Love reingesteckt wurde. Mit Sasas Vintage wurde Beispielsweise auf lokalen Second Hand Chic gelegt, was den vielen Coachella Boys&Girls sicherlich zu Gute gekommen ist. Auch kulinarisch hat das Festival abermals eine Schippe (Spätzle) draufgelegt. Vollgefressen ging es am frühen Abend zurück zu Primal Scream, die ihr Set vielversprechend mit ihrem Banger Swastika Eyes eingeleitet haben. Dass aber selbst erprobte 90s Legenden ins Schwitzen geraten können, erlebte man beim Set der ehemaligen Größen des Geschäfts, die vor allem von der männlichen Klientel abgefeiert wurden. Neue Fans haben sie an dem Tag aber leider wohl kaum welche für sich gewinnen können. Wir schieben es mal auf die Hitze.

Für das große Finale stellte der Veranstalter den Besucher vor die größte Entscheidung des kompletten Wochenendes. Parcels oder Slowdive? Das externe Duell sollten schlussendlich Parcels für sich entscheiden. Die in Berlin lebenden Australier gehen nämlich nicht nur als Sieger aus dem Nahkampf heraus, sondern auch als Sieger der Herzen der kompletten siebten Edition in die Geschichte ein. Die Redaktion von The Postie wurde bereits 2015 auf die Funker aufmerksam und verfolgte ihren Werdegang seitdem aufmerksam. Wir könnten jetzt damit prahlen, dass wir es gewusst haben, dies wäre aber gelogen. Denn in Wirklichkeit haben Parcels noch ein gewaltigeres Feuerwerk abgeschossen als gedacht. Mit George Harrison an der Gitarre, einem wahnsinnigen Frontmann und einem unbändigem Ausmaß an Talent, steht den sympathischen Australiern eine lange Karriere bevor. Dies erkannte auch das feinfühlige Publikum des Maifeld Derbys und schrie so lange nach einer Zugabe bis Parcels schlussendlich mit einer Coverversion von „Let’s Dance“ für einen perfekten Abschluss des Festivals sorgten.

Abschließend kann man sagen, dass man sich freuen kann, dass Liebe zur Musik endlich belohnt wird. Viele große Festivals setzen mittlerweile auf große 0815-Acts um die Kosten zu decken. Da loben wir uns doch ein Festival wie das Maifeld Derby, das jedes Jahr auf ein Neues die nahezu lupenreine Balance aus Newcomern und großen Acts findet, was einer der Gründe ist, warum wir uns so in das Maifeld Derby verschossen haben. Andere Gründe sind die leckere Speisen, das überaus zuvorkommende Personal und die vier komplett unterschiedlichen Bühnen auf dem einmaligen Gelände. Maifeld Derby wir lieben dich. Das hast du dir verdient.

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