Dockville: Tag 1

Glitzer, Blumen und ein toller Sonnenuntergang.

Bereits am Donnerstag Abend stimme das Dockville die Pre-Party und die Campergemeinde mit Acts wie Max Quintenzirkus oder Rich Vom Dorf schon mal ein. Es war ein erstes Reinschnuppern in dieses wundersame Geschöpf MS Dockville. Nach einer langen Nacht haben die Pforten am ersten offiziellen Tag am Freitag gegen Mittag dann endlich so weit. Der erste Eindruck bei Helligkeit ist überwältigend; verzaubernde Stände, kleine, versteckte Bühnen und die beeindruckende industrielle Erhebung der Containerlandschaft. Man muss sich erst einmal einleben, „die Lage checken Diggah“. Dies tun nicht nur eine Menge musikbegeisterter Fans aus aller Welt, sondern auch die manchmal belächelten Blumenmädchen und Glitzerjungs.

Glitzer ist eh ein gutes Stichwort, denn mit Jungle wird es um 16:10 auf der Grossshot der eigentlichen Hauptbühne glamourös. Die R’nB-Indie-Band (ja, sowas ist mittlerweile ein Genre) präsentiert sich brav, mit BeeGeeesquen Klängen und einer guten Portion Funk. Es kommt an beim Publikum, die Leute wippen brav mit, die Scheinwerfer spiegeln sich in den gut sitzenden Sonnenbrillen, aber irgendwie springt der Funke bei „The Heat“ noch nicht so recht rüber. Und da konnte man sich fragen, was in Großbritannien klappt, wird doch aber auf dem MS Dockville doch wohl auch funktionieren, oder? Doch erst die Radiohits „Time“ und „Busy Earnin'“ haben die Hamburger Meute vollends überzeugt. Insgesamt kann man der Band, die ihr Set bis ins letzte Detail perfekt performt hat keinen Vorwurf machen, denn sowohl Vocals, wie auch Instrumente waren super aufeinander abgestimmt, nur das Instrument Publikum wollte noch nicht, noch nicht!

IMAG0786 (1)Denn dies sollte sich mit dem Folk-Rockern von Mighty Oaks ändernDie Deutscher Band, die von Kritikern auf als billige Kopie von Mumford&Sons beschimpft wird, reißt die Leute wie eine Welle mit und strahlt eine Menge Peace, Love & Harmony aus. Mit ihrem Hitsong „Brother“ haben sie auch einen heißen Anwärter auf die Hymne des Tages geliefert. Währenddessen haben auf der kleineren Bühne Vorschot St. Lucia ihr tanzbares Set gespielt, das durch das graue Hamburger Wetter aber ein wenig geschwächt worden ist. Das mit dem Wetter ist an dem Tag eh immer so eine Sache. Entweder lief man in stylischer Bomberjacke von einer Bühne zur nächsten und konnte sich vor Sonne kaum retten, oder man wurde durch eine große Wolkendecke zum Frieren gebracht.

Ein ähnliches Problem hatte auch die Band Say Yes Dog, die mittlerweile mehr als nur ein Geheimtipp in der Indie-Szene ist. Ist das Wetter gut, sprich die Sonne da, spielen sie ihr an The Whitest Boy Alive-erinnernden Songs runter und bringen die Fans und die Bügelbretter zum tanzen (wer zur Hölle bringt ein Bügelbrett mit auf ein Festival). Ist das Wetter schlecht, so hat man auch das Gefühl, dass die Stimmung bisschen schlechter wird. Nichtsdestotrotz hat die sehr multikulturelle Band auf voller Linie überzeugt und bestimmt nicht nur ein paar neue Fans dazu gewonnen. Danach hat man sich schnell eine FritzCola geschnappt und ist zu den Garage-Rockern von Black Lips gelaufen. Diese haben es so richtig krachen lassen, was die Entscheidung zu RY X zu gehen keineswegs erleichtert hat.

Der australische Musiker hat mit seiner verträumten Szenerie und noch verträumteren Gesang die Sonne aber brav in den Schlaf gesungen und damit eine Kulisse für jeden Hobbyphotographen geschaffen. Zeit zum Kuscheln hatte man aber kaum, da man die nette Birdy natürlich nicht verpassen wollte. Und da waren sie wieder; die Blumenmädchen. Enttäuscht wurden diese nicht, denn die britische Songwriterin ist ihrer Rolle vollends als Headliner gerecht geworden. Denn sie war auf jeden Fall gesprächiger, als der eigentlicher Headliner des Abends. Klar, Jake Bugg ist der gesprächigste Typ und wird es wahrscheinlich auch nie werden, aber ein bisschen mehr als „thank you very much“ hätte man schon aus ihm rauskitzeln können. Ist aber nicht so wichtig, da der kleine süße Jake es einfach drauf hat. In guter, alter Boy Dylan-Manier rockt er sein Set runter und bringt den hamburgerischen, britischen Schick, den einst die Beatles mit nach Deutschland gebracht haben, wieder in die Nordstadt. Nach „Lightning Bolt“ war das einstündige Set vorbei und bevor es dann zusammen mit den Glitzerjungs in den Wald zum tanzen geht, wurde einem klar, dass der keiner der eigentliche Headliner war. Das schon fast legendärer Handbrot hat an dem ersten Festivaltag nämlich jedem die Show gestohlen und einer Passantin zufolge auch mit Recht.

Highlight des Tages: Handbrot, Jake Bugg, Say Yes Dog

Ausbaufähigster Act des Tages: Jagwar Ma, St. Lucia

Yannick

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