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Biig Piig trifft mit ihren Songs mitten in die Melancholie ihrer Generation

Nach Zwischenstationen in Irland und Spanien hat die 21-jährige Jess Smyth in London den Ort gefunden, an dem sie Musik machen will. Mal rappend, mal singend trifft sie die Melancholie der Teens und Mittzwanziger ihrer Generation. Ihre Tracks schweben dabei fließend zwischen Bedroom Pop, Neo-Soul und LoFi-HipHop.

Zwei kleine ‚Pigtails‘ neben dem Scheitel sind ihr Markenzeichen und ihr Künstlerinnenname entstand als sie betrunken das Menü auf der Pizzakarte las. Biig Piig mischt die Londoner Musikszene mit einer Mischung aus leichtfüßiger Naivität und reifer Lässigkeit auf.

Dass ihr Erfahrungsschatz nicht von ungefähr kommt, wird schon am gut gefüllten Lebenslauf der 21-Jährigen ersichtlich. Geboren wurde Jess Smyth in Irland, zog dann aber bereits als Kind mit ihrer Familie nach Spanien. Einige Jahre später verloren sie wegen eines neubeschlossenen Eigentumsgesetzes dort ihr Haus, zogen zurück nach Irland und dann letztendlich nach London, wo die Familie jetzt einen Pub in Hammersmith betreibt. Jess beschreibt den Pub selbst wie eine Zeitkapsel, die es trotz der extremen Gentrifizierung Londons schafft, die relativ niedrigen Preise beizubehalten, dieselben alten Platten spielt und ein Stammpublikum anzieht.

Freestyles auf Homepartys

Jess‘ prägnanter Stil wurde geboren, als sie mit 19 ungeplant auf einer Hausparty zum Freestylen ans Mikrofon gezogen wurde. Während ihrer Zeit auf dem College hatte sie den Produzenten Mac Wetha, der auch einen Teil ihrer jetzigen Tracks produziert hat, und die Künstlerin und Musikerin Lava La Rue kennengelernt. Lava La Rue, die das Londoner Kollektiv NINE8 gegründet hatte, nahm Jess zu einer deren Hauspartys mit. Nach dem spontanen Freestyle war allen klar, dass Jess als Biig Piig unbedingt zum Kollektiv dazustoßen muss.

Nachtschichten in der Spielothek

Schon eine ihrer ersten Singles „Vice City“ feiert Premiere bei dem Berliner YouTube Format „Colors“. Inspiration für ihre Songs findet Biig Piig nicht nur in ihren vielen Umzügen und den damit verbundenen Lebensänderungen, sondern auch in ihren zahlreichen Nebenjobs. Als ihre wahrscheinlich prägendste Erfahrung nennt sie dabei den Job als Poker Dealer im Casino. Zwischen vielen Nachtschichten und der Belastung Menschen unter anderem beim Verlieren ihrer Monatsersparnisse zuzuschauen, schrieb sie ihren Song „Vice City“.

Im Umfeld junger Kreativer Londons entstehen in Zusammenarbeit Biig Piigs erste EP und Videos. „Big Fan of the Sesh, Vol.1“, die erste EP einer geplanten Trilogie erscheint 2018. Darauf vereint Biig Piig spielerisch LoFi-HipHop Beats mit Jazz Vibes und einer Stimme, die Neo-Soul, RnB und Rap-Parts verbindet. Mit ihren Texten trifft sie das Lebensgefühl junger Millennials in ihrer Umgebung auf den Kopf. Das Leben in der Großstadt zwischen Partys, fragilen Beziehungen und Ängsten.

‚I just wann lay here / And smoke my cig and drink my wine and think / I wanna lay here / Until my hurting is done‘

Besonders der Song „Perdida“ sticht aus der EP hervor, in dem sie mühelos von samtigen englischen Vocals zu auf Spanisch gerappten Parts wechselt. Und damit auch wieder einen Bogen zu ihrer Zeit in Spanien schlägt. Als Teaser auf ihre erste EP veröffentlichte Jess ein 4-minütiges Video rauschiger Sequenzen mit Snippets der fünf Songs. Sequenzen von Londons Nachtlebens und Hauspartys, Aufnahmen ihres Dads im Pub der Familie oder Jess alleine zwischen dem rosa Retro-Stillleben am Telefon.

A World Without Snooze

Mit „A World Without Snooze, Vol.2“ ist dieses Jahr Biig Piigs zweite EP erschienen. Nebenbei hat sie mit ihrem Kollektiv NINE8 die gemeinsame hiphop-lastige Platte „No Smoke“ veröffentlicht und plant eine Mode-Linie. Es bleibt also spannend, was Jess als nächstes vorhat. Auch wenn wir uns mit dem Debütalbum wahrscheinlich noch gedulden müssen bis sie ihre EP-Trilogie vervollständigt hat.

Wer Biig Piig diese Jahr live sehen möchte, kann das bis jetzt an diesem Termin tun:

16.10.19 – Berlin, Kantine am Berghain

Das Teaser-Video zu „A World Without Snooze, Vol.2“ gibt’s hier:

Foto: Undine Markus

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