All We Are – All We Are

Kennt ihr das Gefühl, wenn am Anfang eines Abends noch niemand auf der Tanzfläche ist, dann aber euer Lieblingslied kommt und ihr euch nicht so recht auf die Tanzfläche traut? So in etwa klingt das Debütalbum des kosmopolitischen Trios aus Liverpool. Die Band, die sich während Studienzeiten kennengelernt hat, versteht es dabei aber so verdammt elegant auszusehen, dass man es ihnen nicht übel nimmt, dass sie so zaghaft das Tanzbein schwingt. Mit ihrem verträumten „Intro“ macht die Band nämlich schnell deutlich, dass sie sich eher in die Riege der Alt-Popper und Geometrie-Fetischisten von Alt-J zählt.

Bei „Stone“ merkt man dann jedoch, dass All We Are zu den ‚coolen Kids‘ gehören, die immer cool angezogen sind und auch sonst so unwahrscheinlich weit weg (im Grad der Coolness) zu sein scheinen. In dem Track findet sich eine gemäßigte Portion an Funk wieder, die sich wie ein Segen immer mal wieder an manchen Ecken des Debüts wiederfinden lässt. „Feel Safe“ ist dann eigentlich die logische Steigerung davon und kommt im reduzierten R’n’B-Look daher. Der Sound von All We Are ist eh dermaßen Haute Couture, dass man sich wundern muss, dass sich die Designer noch nicht um die Songs des Trios gerissen haben. „Honey“ mag dann im Gegensatz zwar noch so süß daherkommen, überzeugen kann der Track dann leider doch nicht.

Es ist der Moment am Abend, wenn der DJ sich sicher ist, dass das Publikum ausrasten wird und nach einer gefühlten Minute dann doch jeder an der Bar sein nächstes Bier, pardon, seinen nächsten Gin Tonic bestellt. Hat man den aber erst einmal ausgetrunken, kann man bei „I Wear You“ endlich ausgiebig tanzen. Auch hier erwartet einen zwar noch immer keine Up-Tempo-Nummer, doch die einfachen Lyrics und der elegante Funk machen den Song zum wahrscheinlich stärksten auf dem ganzen Album. Der Höhenflug des Album nimmt mit „Keep Me Alive“, wie soll es auch anders sein, kaum ab. Danach geht es dann wieder ruhiger zu und man merkt so langsam, dass der Band die songschreiberischen Ideen ausgehen. Songs wie „Something About You“ kommen in den ersten zwei Minuten zwar sehr gut an, wirken dann durch die manchmal etwas laschen Lyrics doch etwas leer.  So ist es heutzutage leider oft mit den ‚coolen Kids‘. Sie stehen sich selbst im Weg und kommen einfach nicht so richtig aus sich heraus. So haben All We Are zwar am Ende des Tages ein elegantes Alt-Pop-Album an den Tag gelegt, müssen aber in Zukunft beweisen, dass sie auch dazu fähig sind ihre eigens gezogenen Grenzen zu überschreiten.

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Beste Tracks:  Feel Safe, I Wear You, Keep Me Alive

Vö: 03/02 // Domino Records


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Yannick

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